Alter Friedhof: Unterschied zwischen den Versionen

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Datei:Alter Friedhof um 1950 01.jpg|Der östliche Teil des Alten Friedhofs (um 1950).
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Datei:Am Markt Marktplatz Alter Friedhof Herbst 1956 01.JPG|Aufnahme vom Herbst 1956.
Datei:Am Markt - Alter Friedhof (2) - 20 03 2009.jpg|Alter Friedhof - Aufnahme vom 20. März 2009.
Datei:Am Markt - Alter Friedhof (2) - 20 03 2009.jpg|Alter Friedhof - Aufnahme vom 20. März 2009.
Datei:Am Markt - Alter Friedhof (1) - 20 03 2009.jpg|Alter Friedhof - Aufnahme vom 20. März 2009.
Datei:Am Markt - Alter Friedhof (1) - 20 03 2009.jpg|Alter Friedhof - Aufnahme vom 20. März 2009.

Aktuelle Version vom 10. Oktober 2022, 23:14 Uhr

Alter Friedhof

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Basisdaten
Kategorie Orte in Norden
Stadtteil/-viertel Norden
Genaue Lage Am Markt

26506 Norden

Der Alte Friedhof befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz und der Ludgerikirche in der Norder Innenstadt. Hier wurden die Toten der Stadt und der Norder Umlandgemeinden bis 1879 bestattet. Anschließend fanden die Begräbnisse auf dem Neuen Friedhof in Ostlintel statt. Auf dem höchsten Punkt des Alten Friedhofs befand sich einst die Andreaskirche.

Bei Grabungsarbeiten im Jahre 1900 wurden in Westgaste, südlich des heutigen Wasserturms, Hinweise darauf gefunden, dass sich auch hier ein alter Friedhof befunden haben könnte (siehe Alter Friedhof in Westgaste). Zudem führten Grabungsarbeiten im Jahre 1961 zum Auffinden mehrerer, systematisch begrabener Gebeine im Umfeld des Fräuleinshofs, die wohl von einem klösterlichen Friedhof stammen.

Geschichte

Wann genau der Friedhof angelegt wurde, ist nicht bekannt. Es ist jedoch anzunehmen, dass hier bereits die Toten bestattet wurden, als sich auf dieser Warft (künstliche Erderhöhung zum Schutz vor Sturmfluten) noch der hölzerne Vorgängerbau der Andreaskirche befand. Der erste Tote wurde am 10. August 1597 begraben, offiziell freigegeben wurde der Friedhof jedoch erst im aufkommenden 17. Jahrhundert.[1]

Die Osterpoort als Zugang zum Alten Friedhof. Zeichnung von Gottlieb Kistenmacher aus dem Jahre 1860.

Die Kirchen und den Kirchhof umrahmte eine Kirchhofmauer, von der ein Großteil noch erhalten ist. Wie in vielen Dörfern auch heute noch üblich, wurden Bestattungen um die Kirche herum auf dem Kirchhof vorgenommen. Dadurch erklärt sich auch Karkhoff als die niederdeutsche Bezeichnung für Friedhof. Neben kleineren Zugängen gab es drei große Zugänge, die Poort, also Pforte genannt wurden. So gab es die Süderpoort beim Glockenturm, die Westerpoort neben dem (ehemaligen) Weinhaus, sowie die großzügig gestaltete Osterpoort in Richtung Innenstadt und Marktplatz. Die Osterpoort wurde am 13. April 1940 abgebaut und kurz darauf eingeschmolzen, um das wertvolle Eisen zur Waffenproduktion zu verwenden.[2][3][4] Kurz darauf wurden auch die eisernen Grabumzäunungen für dieselben Zwecke abgebaut.[5]

Es existierten genaue Regelungen, welche Pforte von welchem Stadtteil bei Bestattungen zu nutzen war. So war die Süderpoort für die Bewohner der Kirchstraße vorgeschrieben, die Westerpoort für die Einwohner vom Burggraben, der Westerstraße und des Fräuleinshof und die Osterpoort für Anlieger des Marktes, der Siel-, der Oster-, der Kloster- sowie der Großen und Kleinen Mühlenstraße.[2]

In sich selbst wurde der Alte Friedhof auch weiter unterteilt. Der Großteil des Friedhofes war für das allgemeine Bürgertum vorgesehenen. Das Dreieck vor dem Chor der Kirche hingegen war für Tote bestimmt, die durch eigene Hand aus dem Leben geschieden waren. Suizid gilt der Kirche bis heute als schwere Sünde und führte in früheren Jahren oftmals dazu, dass man Selbstmördern eine angemessene Beerdigung verwehrte. Daher erscheint es bemerkenswert, dass diese auf dem Friedhof beerdigt wurden - wenn auch in äußerer Lage. Doch auch Fremde, Heimatlose und von der See Freigegebene sowie Unbekannte fanden hier ihre Grabstätte.[2]

Durch stetes Bevölkerungswachstum wurde im 19. Jahrhundert ein neuer Friedhof notwendig. Man fand eine geeignete Fläche in Ostlintel auf den Landen des Gasthauses bzw. des alten Klosters, damals noch Teil der Sandbauerschaft. Hier befand sich bereits seit dem 16. Jahrhundert der Judenfriedhof. Seit 1900 gehörte die Fläche zum Stadtgebiet.[6]

Die letzte Tote, die zweieinhalbjährige Anna Maria Foline Rose, wurde am 30. April 1879 um 18:00 Uhr auf dem Alten Friedhof bestattet. Insgesamt sollen hier rund 9.000 Menschen begraben worden sein.[2] Alle späteren Begräbnisse fanden auf dem Neuen Friedhof statt. Noch heute sind jedoch viele der alten Grabmäler erhalten. 2012 belief sich ihre Zahl noch auf 42. Das älteste Grab ist das eines T. Bermann und stammt aus dem Mai 1867.[7]

Seit 2013 setzt sich der Förderkreis Kulturschatz Ludgeri für den Erhalt des Alten Friedhofs ein. Eigens hierfür wurde in 2019 erstmals Steinmetz Sven Thater aus Friedeburg engagiert, der in mühsamer Einzelarbeit die Grabsteine restaurierte. Die Arbeiten brachten viele verborgene Details zurück ans Tageslicht: Die nach unten zeigenden Fackeln für das verlöschende Leben, der Schmetterling als Symbol für die aufsteigende Seele, die sich in den Schwanz beißende Schlange als Symbol der Ewigkeit. Inschriften erzählen Geschichte und Geschichten. Nicht nur Geburts- und Todesdatum sind vermerkt, auch Wichtiges aus dem Leben des verstorbenen Menschen ist hier in Stein gemeißelt.[2]

Im Herbst 2020 wurde die letzte noch vorhandene Gruft des Friedhofs erneuert. Die Restaurierung fiel sehr umfassend aus und umfassten den Abbruch des alten Mauerwerks, das Aufmauern des neuen Mauerwerks und die Sanierung der fünf Gruftplatten. Die Kosten dafür beliefen sich auf etwa 17.000 Euro. Die Reinigung der restlichen 14 stehenden Grabsteine schlug mit weiteren 8.000 Euro zu Buche kosten. Die Kosten hierfür wurden größtenteils durch Spenden getragen, das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege, Regionalreferat Oldenburg) bewilligte auf Antrag eine Förderung in Höhe von 5.000 Euro.[8]

Trivia

Manchmal wird auch der ältere Teil des Neuen Friedhofs als Alter Friedhof bezeichnet.

Mit 9,7 Meter über Normalnull ist der Alte Friedhof der höchste Punkt der Stadt.

Einer alten Norder Legende nach, werde der Stadt Norden kein Unglück geschehen, solange die Osterpoort und der Pannkooksboom vorhanden seien. Die Osterpoort wurde bereits im April 1940 eingeschmolzen, der Baum 1971 gefällt. Als großes Unglück lässt sich hier die Altstadtsanierung hineininterpretieren, bei der Norden einen großen Teil seiner historischen Bausubstanz unwiderbringlich verlor.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Cremer, Ufke (1995): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 20
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Beschreibung des Alten Friedhofs, abgerufen am 1. März 2021
  3. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 32
  4. Haddinga, Johann (1995): Kriegsalltag in Ostfriesland, Norden, S. 49
  5. Haddinga, Johann (1995): Kriegsalltag in Ostfriesland, Norden, S. 49
  6. Historische Flurnamensammlung der Ostfriesischen Landschaft
  7. Grabsteine Ostfriesland, abgerufen am 1. März 2021
  8. Bericht über Erneuerung der Gruft, abgerufen am 1. März 2021

Siehe auch