Altes Feuerwehrhaus

Aus Norder Stadtgeschichte
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Altes Feuerwehrhaus

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Basisdaten
Entstehungszeit 1937-1938
Erbauer Stadt und Landkreis Norden
Bauweise Feuerwehrhaus
Erhaltungszustand 2018 abgebrochen
Genaue Lage Klosterstraße 8

26506 Norden

Das Alte Feuerwehrhaus befand sich bis zu seinem Abbruch in der Klosterstraße 8 in Norden. Es ersetzte eine Reihe an historischen Spritzenhäusern, die sich über das Stadtgebiet verteilten. Bis heute wurde die Fläche nicht neu bebaut und wird als Parkplatz für die Berufsschule genutzt.

Geschichte

Von der Gründung der Norder Feuerwehr im Jahr 1886 verfügte diese über mehrere sogenannte Spritzenhäuser, in denen die einzelnen Züge der Norder Feuerwehr stationiert waren. Jeder Zug hatte ein bestimmtes Aufgabengebiet. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten begannen im ganzen Land die Kriegsvorbereitungen. Dazu zählte auch die Aufstellung schlagkräftiger Feuerwehren, die nun Feuerlöschpolizei und später Feuerschutzpolizei hießen. So begannen 1937 die Bauarbeiten an einem neuen, zentralen Feuerwehrhaus. Als Standort wurde die zentral zur Norder Innenstadt gelegene Klosterstraße gewählt, zumal hier bereits seit 1930 in einem von der Stadt gekauften Nebengebäude der ehemaligen Zichorienfabrik Otten mehrere Fahrzeuge untergestellt waren.[1][2] Aus dem Hauptgebäude der Fabrik wurde das Jugendheim errichtet.[3]

Am 6. Juni 1937 wurde im Rahmen der vierten ordentlichen Mitgliederversammlung des Kreisfeuerwehrverbands Norden der Grundstein gelegt. Der Bau wurde bereits ein Jahr später beendet. Der Gebäudekomplex bestand aus drei großen Fahrzeughallen, zwei kleinen Garagen, einem Schlauchturm, einem Sitzungsaal und einer Wohnung für den Kreisschirrmeister, der sowohl für die Pflege des Fahrzeugsparks und der Gerätschaften als auch später der Alarmierung der Feuerwehr zuständig war. Auch Räumlichkeiten für die Kreisschlauchpflegerei des Landkreis Norden nebst einem Keller fanden sich hier.

Während des Zweiten Weltkriegs nutzte die Gräfin-Theda-Schule den Saal im Feuerwehrhaus zeitweise zum Unterricht, da Teile der Schule von der Wehrmacht belegt waren.[4] Auch nach dem Krieg wurde der Saal weiterhin von der Schule genutzt, da es infolge des starken Anstiegs der Schülerzahlen zu einer großen Raumnot kam.[5] Am 15. August 1945 wurde der Saal zum Versammlungsort der Mitglieder des Wassersportvereins, die hier unter Heinrich Kröger die Neugründung ihres unter der britischen Militärregierung aufgelösten Vereins.[6] Auch der Norder Turnverein erlebte hier kurz nach Kriegsende seine Renaissance.[7]

1959 wurde das Nebengebäude der alten Zichorienfabrik durch einen Neubau von Fahrzeughallen ersetzt. Weitere Hallen folgten im September 1976 mit der Einweihung der Feuerwehrtechnischen Zentrale (kurz: FTZ), die teilweise auch von der Norder Feuewehr genutzt werden konnten. Die neue Zentrale wurde nach zweijähriger Bauzeit fertiggestellt und war das wohl letzte, größere Bauprojekt des 1977 in den Landkreis Aurich integrierten Landkreis Norden.[2] Für den Bau der FTZ musste das Jugendheim weichen.

Bereits in den 1990er Jahren kamen Überlegungen auf, das bisherige Feuerwehrhaus durch einen Neubau zu errichten. Der bisherige Standort erwies sich schon bald nicht mehr als zeitgemäß. Es gab keine Sicherheitsabstände zwischen den Fahrzeugen, keine Abluftanlage für die Abgase und keine regulären Parkplätze für die Einsatzkräfte. Auch der einstige Vorteil, die zentrale Lage, erwies sich mit dem vermehrt aufkommenden Kraftfahrzeugverkehr als nachteilig, da die ehrenamtlichen Einsatzkräfte nach einer Alarmierung zunehmend länger zum Feuerwehrhaus brauchten. Die Planungen zogen sich jedoch viele Jahre hin und scheiterten immer wieder an den unterschiedlichsten Gründen, vor allem jedoch an der Finanzierung. Von 2001 bis 2002 wurde das Gebäude daher zunächst umfangreich renoviert, nahezu ausschließlich in Eigenarbeit. Im Dachgeschoss über der ehemaligen Wärterwohnung fand nun endlich auch die 1995 gegründete Jugendfeuerwehr ein eigenes Domizil. Daneben entstanden hier Räume für das Archiv und ein Sitzungssaal für das sogenannte Stadtkommando, den Vorstand der Norder Feuerwehr.

Nach langen Phasen der Planung konnte 2007 mit dem Bau eines neuen Feuerwehrhauses begonnen werden. Es wurde ein geeigneter Standort an der neu errichteten Umgehungsstraße gefunden und gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk wurde das Hilfeleistungszentrum errichtet, das am 31. März 2009 seiner Bestimmung übergeben wurde. Ende Mai war der Umzug vollends abgeschlossen und am 1. Juni 2009 konnte der erste Einsatz vom Hilfeleistungszentrum aus gefahren werden.

Im Sommer 2018 schlug dann die letzte Stunde für das alte Feuerwehrhaus. Der Landkreis Aurich hatte das Gelände von der Stadt erworben und keine Nutzung mehr dafür. Nach dem Auszug der Feuerwehr verkam das Gelände zusehends und wurde nur noch als Lagerstätte genutzt. In engem Kontakt zwischen dem Abbruchunternehmer und dem Archivar der Norder Feuerwehr, Erich Weege, wurde am 20. September 2018 die beim Bau in das Fundament eingelassene Kupferrolle gefunden. Bis heute ist es üblich, dass man bei (öffentlichen) Bauten eine Kupferrolle mit verschiedenen Dokumenten in das Fundament einlässt.

Am 25. Oktober 2018 wurde die Kupferrolle im benachbarten Sanitärgeschäft Kleen vorsichtig geöffnet. In einer versiegelten Glasflasche lagerte die Urkunde der Grundsteinlegung. Darin wird der Zweck des Baus erläutert und darauf hingewiesen, dass er "unter der genialen Führung des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler [...] entstanden ist." Vorder- und Rückseite sind von Unterschriften zahlreicher Politiker, Führungskräften der Feuerwehren sowie Ehrengästen geziert. Neben der historisch wertvollen Urkunde waren die Brandordnung für die Stadt Norden von 1783, das Exerzierreglement für die Feuerwehr Norden von 1887, die Satzungen der Norder Wehr von 1907 und 1934, die Entwicklungsgeschichte der Feuerwehr Norden, eine Dienstanweisung von 1934 des Kreisfeuerwehrführers des Landkreises Norden, ein Tätigkeitsbericht des Kreisfeuerwehrverbands Norden für das Geschäftsjahr 1936/37, zwei Norder Zeitungen mit Bildern und Berichten zum Neubau sowie eine Bekleidungsverordnung von 1934 in der Kapsel eingeschlossen.

Beschreibung

Der (erste) Gebäudekomplex bestand im Wesentlichen aus drei Teilen. Von der Klosterstraße aus betrachtet befand sich links die Kreisschlauchpflegerei, Vorläufer der Feuerwehrtechnischen Zentrale. Dieser Gebäudeteil wurde giebelständig zur Klosterstraße errichtet. Er bestand aus zwei Garagen, hinter denen sich ein Flur befand. Von diesem Flur ging es wiederum in den Keller, der aus zwei Lager- und Versorgungsräumen (Gas, Wasser, Strom) bestand. In den Garagen befand sich später rechts der Waschraum und links die Kleiderkammer (jeweils von der Klosterstraße aus betrachtet). Dort, wo anfänglich die Schläuche gereinigt wurden, entstanden später Sanitäranlagen und eine Stiefelwaschanlage.

Von der Kreisschlauchpflegerei gelangt man zum einen in den Schlauchturm und zum anderen in das eigentliche Feuerwehrgerätehaus, welches traufständig zur Klosterstraße errichtet wurde. Hier befand sich im Eingangsbereich ein Büro, das vom Stadtbrandmeister genutzt wurde. Eine Treppe führte nach oben. Geradeaus gelangte man in die Wärterwohnung, in der ursprünglich der Hausmeister, später der Stadtbrandmeister und noch später ein Feuerwehrangehöriger mit seiner Familie wohnten. Später wurden diese Räume umgebaut und es entstanden hier das Archiv, der Sitzungssaal des Feuerwehrkommandos und, im bis dahin lange Zeit ungenutzten Dachgeschoss, Räumlichkeiten für die Jugendfeuerwehr. Diese wiederum bestanden aus einem Unterrichtstraum mit Küche, zwei Sanitärräumen und einer Handwerkstatt. In diesem Dachgeschoss befand sich anfänglich die Kleiderkammer.

Vor dem Eingang zur Wärterwohnung gelangte man nach links zunächst an einen kleinen Raum, in dem sich ursprünglich das Alarmtelefon befand. Dieser Raum wurde umgangssprachlich auch Funkbude genannt. Hier riefen Norder Bürger über die reguläre Amtsnummer 44 88 an, um ein Feuer zu melden. Die Funkbude wurde anfangs vom Wärter, später vom dort wohnenden Stadtbrandmeister besetzt, der von hier auch die zu Kriegszeiten installierte Motorsirene auf dem Dach des Feuerwehrhauses ansteuern konnte. Die Sirene diente sowohl der Alarmierung der Einsatzkräfte als auch der Warnung der Bevölkerung bei Luftangriffen. Nach dem Bau einer ordentlichen Feuerwehr- und Rettungsleitstelle in der neuen Feuerwehrtechnischen Zentrale und der Einführung des bundesweit einheitlichen Notrufs wurde der Raum zu einer Küche umgebaut.

An dieser Küche vorbei gelangte man über eine weitere kleine Treppe in den großen Versammlungssaal. Die Wand auf der anderen Seite des Raumes - vom Eingang aus gesehenen - zierte von Anbeginn an der Spruch in altdeutscher Schrift: Sei Diener deines Volkes in ständiger Bereitschaft. Über der Eingangstür hing von der Einweihung des Gebäudes bis zum Kriegsende ein Bild von Adolf Hitler. In vier Nischen, drei links, eine rechts, hingen die Schilder I. Zug, II. Zug, III. Zug und eine ohne Beschriftung. Zudem befand sich gleich vorne rechts eine kleine, gaststättenähnliche Theke, die in liebevoller Eigenarbeit errichtet wurde.

Zwischen den vorgenannten Räumen und den drei Fahrzeughallen bestand keine direkte Verbindung. Die Fahrzeughallen befanden sich unmittelbar unter dem Festsaal. Die Decke wurde durch mehrere schwere Säulen getragen. Von der Klosterstraße aus betrachtet befand sich links in den Fahrzeughallen noch ein kleiner Abstellraum.

Der dritte Gebäudeteil, der Schlauchturm, befand sich unmittelbar hinter der Schlauchpflegerei. In diesem wurden die gereinigten Schläuche zum Trocknen aufgehängt. Im Erdgeschoss hatte der Turm zwei Zugänge, einen in Richtung Hof und einen auf der gegenüberliegenden Seite. Ein weiterer Zugang befand sich in Richtung der Wärterwohnung, der über den Balkon der Wohnung zu erreichen war. Der Balkon wiederum führte in die Küche der Wärterwohnung.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 287
  2. 2,0 2,1 Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 91
  3. Freiwillige Feuerwehr Norden (1986): 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr der Stadt Norden, Norden, S. 18
  4. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 112
  5. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 113
  6. Internetseite vom Wassersportverein Norden, abgerufen am 8. März 2021
  7. Geschichte der Handballsparte des FC Norden, abgerufen am 15. August 2021

Quellenverzeichnis

Siehe auch