Feuerwehr Norden

Aus Norder Stadtgeschichte
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Freiwillige Feuerwehr Norden

Basisdaten
Gründung 10. Oktober 1886
Auflösung -
Rechtsform Verwaltungsbehörde
Hauptsitz Osterstraße 93 A

26506 Norden

Die Freiwillige Feuerwehr Norden ist als eine dem Ordnungsamt der Stadt Norden angegliederte, teilselbstständige Verwaltungsbehörde zuständig für die Gefahrenabwehr auf dem Gebiet des Brand- und Katastrophenschutzes sowie bei (technischen) Hilfeleistungen. Sie wurde im Jahr 1886 gegründet und ist seit Mai 2009 mit drei Zügen im Hilfeleistungszentrum in der Osterstraße beheimatet. Ein vierter Zug der Feuerwehr ist disloziert in Leybuchtpolder stationiert.

Anders als vielfach angenommen wird das Feuerwehrwesen in Deutschland überwiegend von Freiwilligen Feuerwehren mit ehrenamtlichen Kräften aufrechterhalten. Die von Norden aus nächstgelegene Berufsfeuerwehr befindet sich in Wilhelmshaven.

Geschichte

Anfänge des Feuerlöschwesens

Die Anfänge des gesetzlich geregelten Feuerlöschwesens in der Stadt Norden gehen auf die Brandordnung von 1783 zurück. Diese wurde vom Magistrat auf Vorschlag mehrerer Norder Bürger erarbeitet und nach Genehmigung durch die preußischen Behörden am 8. Mai des Jahres öffentlich verkündet. Die Brandordnung regelte erstmal das Verhalten der Norder Bevölkerung bei einem Brandfall und enthielt grundsätzliche Vorschriften für den vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz. So wurde beispielsweise jeder Haushalt gesetzlich verpflichtet, mindestens einen Löscheimer vorzuhalten. Alle männlichen Einwohner der Stadt, die das 17. Lebensjahr vollendet hatten und nicht wegen höherer Pflichten vom Dienst befreit waren, hatten im Brandfall Hilfe zu leisten. Geleitet wurden die Lösch- und Rettungsmaßnahmen von den Rottmeistern, den Vorstehern der Rotten.[1] Dies waren historische Unterbezirke.

Das wohl früheste Bildnis einer Feuerwehr zeigt Norder Bürger bei einer Löschübung an der Sägemühle im Norder Hafen (1819). Gemälde des Hinrich Adolf von Lengen.

Im Bereich des heutigen Hotels Reichshof (Hooge Thun) wurde ein Spritzenhaus eingerichtet. Die erste moderne Löschspritze der Stadt wurde 1784 für 658 Gulden in Amsterdam erworben und verfügte über einen ca. 20 Meter langen Schlauch, der weitere 21 Gulden kostete.[2] Daneben waren noch zwei veraltete Spritzen vorhanden. Das Wachthaus der Stadtwache neben dem Glockenturm sowie der Turm selbst wurden zu einem Spritzenhaus umfunktioniert. Im Jahr 1806 wurde ein weiteres Spritzenhaus in der Dammstraße erbaut. 1821 wurde ein Norder Kupferschmied mit dem Bau einer neuen Spritze beauftragt, die nach Behebung einiger Mängel am 18. Juli 1822 in den Dienst gestellt werden konnte. 1827 bestellte man in Hannover eine weitere Spritze, diesmal jedoch ohne Wagen. Vielmehr sollte aus Kostengründen ein älterer Wagen genutzt werden, der seinerzeit jedoch schon 43 Jahre alt war.

Nach Empfehlung der Aachener-Münchener Feuerversicherungsgesellschaft wurde der Stadt am 2. Mai 1856 eine weitere Spritze von der königlichen Regierung in Hannover zur Verfügung gestellt. Aus unerfindlichen Gründen kam diese jedoch bereits beschädigt in Norden an, sodass sie keinen Einsatzwert hatte. Als es dann am 8. Mai 1858 zu einem Großbrand an der Brückstraße kam, bei der sechs Wohnhäuser zerstört und fünf stark beschädigt wurden, beschaffte man mit Geld aus der Polizeistrafkasse und Hilfsgeldern des Provinzialbrandkasse eine neue, moderne Spritze bei dem bis heute im Brandschutz tätigen Unternehmen Carl Metz aus Heidelberg. Im August 1861 traf die Spritze ein und erwies sich als lohnenswerter Kauf. Mitglieder des im selben Jahr gegründeten Norder Turnvereins erklärten sich bereit, die Spritze im Brandfall zu bedienen und wurden daraufhin von Carl Metz persönlich unterwiesen.

Die Zusammenarbeit mit Metz und die Qualität seiner Ware führten dazu, dass im August 1877 eine weitere Spritze bestellt wurde, welche bereits im Dezember des Jahres eintraf. Auch diese Investition war lohnenswert und schon bald sprach sich in der Stadt die Anschaffung um, sodass der Kriegerverein Norden beim Magistrat anregte, eine Freiwillige Feuerwehr zur Unterstützung der Pflichtfeuerwehr aufzustellen, die alleine kaum in der Lage war, alle Spritzen zu bedienen. Der Magistrat sah sich jedoch dazu nicht im Stande und lehnte das Ersuchen mit der Begründung ab, hoheitliche (staatliche) Aufgaben nicht auf einen privaten Verein abgeben zu wollen.

Gebäudebrand an der Dammstraße, Ecke Neuer Weg (1820). Gemälde des Hinrich Adolf von Lengen.

Gründungsgeschichte

Ein Leiterwagen bzw. -anhänger (Aufnahme von 1936).

So kam es, dass der gerade erst gewählte Bürgermeister Johannes Adalbert König am 13. August 1886 Augenzeuge des Brandes der Frisiamühle wurde. Die Mühle, die damals noch am äußersten Stadtrand von Norden lag, fiel den Flammen zum Opfer, da die chaotischen Umstände und die mangelnde Ausbildung dazu führte, dass die Löschmaßnahmen kaum Wirkung zeigten. Dieses Ereignis nahm Bürgermeister König zum Anlass und forderte den Magistrat zum Erlass einer neuen Feuerpolizeiverordnung auf. Von diesen Namen darf man sich nicht verwirren lassen, der Begriff Polizei wurde früher synonym für die Verwaltung gebraucht. Auch andere Behörden und Ämter trugen den Bestandteil im Namen (Gesundheitspolizei, Baupolizei, Gewerbepolizei, ...).

Am 27. August des Jahres beschloss der Magistrat daraufhin die Aufstellung einer solchen Verordnung und damit einhergehend die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Am 6. September 1886 lud der Magistrat die Vorstände des Krieger- und Militärvereins sowie des Norder Turnvereins ins Rathaus ein, um ihnen die städtischen Pläne zu eröffnen und sie um die Konstituierung einer Wehr zu bitten. Auf Vorschlag von Bürgermeister König wurde der angesehene Kaufmann Diedrich Mescher zum Vorsitzenden des Planungskommitees bestimmt, das zugleich den Vorstand der zukünftigen Wehr bilden sollte. Dem Kommitee wurde aufgetragen, sich von Städten, die bereits ein geordnetes Feuerlöschwesens aufwiesen und von der Größe her mit Norden vergleichbar waren, Statuten und Erfahrungsberichte zu verschaffen. Für den 13. September wurde ein erneutes Treffen im Gasthof Zum Elephanten anberaumt.

In der neuen Versammlung beschloss das Kommitee, aus den Mitgliedern ihrer Vereine den Stamm einer neuen Freiwilligen Feuerwehr zu bilden und stellte Statuen als grundlegendes Reglement der Wehr auf. Da der vorgenannte Gasthof nicht genug Platz bot, beschloss man, die potentiellen Mitglieder am 19. September zu einer Generalversammlung in die Marxsche Bierhalle einzuladen. Ein Großteil folgte dem Aufruf. Nachdem man die erarbeiteten Statuten zur Diskussion gestellt hatte und diese mit überwiegender Mehrheit angenommen wurden, unterzeichneten zahlreiche Anwesende ihre Mitgliedserklärung. Der Vorstand plante indes ein weiteres Treffen am 30. September, nun wieder im Gasthof Zum Elephanten.

Auf diesem neuen Treffen beratschlagte man über die Berufung eines Wehrführers, der als Hauptmann die Leitung der Feuerwehr übernehmen sollte. Die Wahl fiel schnell auf den hoch angesehenen Jan ten Doornkaat Koolman III., da man ihm am ehesten die notwendige Autorität und Erfahrung im Führen großer Menschengruppen (Doornkaat war seinerzeit der mit Abstand größte Arbeiter) zutraute. Er nahm das Amt an und schlug als seinen Stellvertreter den Zichorienfabrikanten Ubbo Otten vor. Am 10. Oktober 1886 wurden ten Doornkaat Koolman und Otten auf der konstituierenden Versammlung bestätigt und eingesetzt. Damit war die Feuerwehr Norden geboren. Mehrere namhafte Mitglieder der Norder Bürgerschaft wurden mit Führungsaufgaben beauftragt, so etwa Bäcker- und Konditorobermeister Jan Tjarks ten Cate, der Zugführer wurde.[3] Insgesamt umfasste die Wehr zu Beginn etwa 150 Mann.

Kaiserzeit und Weimarer Republik

Als Ergänzung zu den bereits bestehenden Spritzenhäuser wurden drei weitere errichtet: Am Hafen, Am Markt und in der Kleinen Mühlenstraße. Ein Jahr nach Gründung der Feuerwehr wurde auch eine Feuerwehrkapelle gegründet. Zur Unterstützung beim Aufbau einer schlagkräftigen Feuerwehr wurde Oberfeuerwehrmann Bolts (oder Bolz) von der Berliner Feuerwehr für ein Vierteljahr nach Norden beordert. Neber der Beantwortung fachlicher Fragen hatte er maßgeblichen Anteil an der Ausbildung der in einem geordneten Feuerlöschwesen noch völlig unerfahrenen Norder Kameraden. Förderlich war hingegen der persönliche Werdegang der meisten Mitglieder, die sich, wie bereits beschrieben, größtenteils aus Veteranen und Turnern zusammensetzte, die sowohl die erforderliche Fitness als auch Disziplin und Willensstärke mitbrachten. Der Fuhrpark bestand anfangs aus mehreren von Hand oder Pferden gezogenen Kutschen, die entweder als Gerätewagen, als Löschpumpe oder zum Mannschaftstransport dienten. Untergebracht waren diese Pferde beim Fuhrunternehmen Peter Janssen an der Sielstraße, nahe der heutigen Peter-Janssen-Lohne. Von dort mussten sie geholt und zu den einzelnen Kutschen gebracht werden.

Ihren ersten überörtlichen Großbrand erlebte die Wehr am 28. Dezember 1893. Auf Schloss Lütetsburg stürzte ein Weihnachtsbaum mit brennenden Kerzen um und entzündete die leicht entflammbaren Leinwandtapeten. Da das Fernsprechnetz erst ab 1898 Einzug in der Region hielt, erfolgte die Alarmierung per Telegramm (Inhalt: Sofort Hilfe, Schloß Lütetsburg brennt) und dauerte entsprechend sehr lange. Ein nahezu vollständiges Niederbrennen der innerhalb einer breiten Graft gelegenen Hauptburg konnte daher nicht mehr verhindert werden.

Ab 1909 verfügte die Wehr, die zu dieser Zeit bereits aus annähernd 300 Mann bestand, erstmals über eine Dampfdruckbetriebene Spritze, die 450 Liter in der Minute fördern konnte. Der erste (von Pferden gezogene) Leiterwagen wurde von der Firma Stilkenboom aus der Brückstraße gefertigt.[4] Den Ersten Weltkrieg überstand die Wehr unbeschadet, lag die Stadt doch fernab jeglicher Kriegsschauplätze. Allerdings mussten einige Mitglieder ihr Leben auf den Schlachtfeldern Europas lassen. Ab 1932 folgte dann eine schrittweise Motorisierung der Wehr, beginnend mit einem in Eigenbau erstellten Fahrzeug, das über eine Tragkraftspritze (tragbare Pumpe zur Wasserförderung) verfügte.

Nationalsozialismus und Nachkriegszeit

1935 wurde eine zweite Tragkraftspritze angeschafft und ein gebrauchter Omnibus zum Mannschaftstransport erworben. Kurze Zeit später folgten ein Gerätewagen mit einem Stromaggregat (1.200 Watt) sowie ein Schnellangriffswagen, der über Kleinlöschgeräte verfügte und einen schnellen Löschangriff bis zum zeitintensiven Aufbau einer Wasserversorgung ermöglichen sollte. Feuerwehrfahrzeuge mit eingebautem Wassertank waren seinerzeit in Norden noch nicht vorhanden und auch das Löschwassernetz war schlecht ausgebaut. Eine öffentliche Wasserversorgung existierte nämlich erst ab 1938.

Aufnahme von Wehrangehörigen im Jahre 1935.
Sanitätskraftwagen (Aufnahme von 1936).

1937, die Wehr hatte zu diesem Zeitpunkt bereits vier Kraftfahrzeuge, erfolgte der Bau des Feuerwehrhauses in der Klosterstraße, der vom Landkreis Norden und der Stadt kofinanziert und ein Jahr später fertiggestellt wurde. Die alten Spritzenhäuser wurden nach und nach abgerissen. Auf dem Gelände des neuen Feuerwehrhauses befand sich ursprünglich die Zichorienfabrik Otten, die der Familie des einstigen stellvertretenden Hauptmanns Ubbo Otten gehörte. Die Fabrik ging in den 1920er Jahren ein, das Hauptgebäude wurde daraufhin 1930 von der Arbeitersportbewegung erworben und in weitestgehend ehrenamtlicher Basis restauriert. Es war fortan als Jugendheim bekannt. Schon kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 wurde die sozialistische Arbeitersportbewegung von den neuen Machthabern zur Auflösung gezwungen. Das Jugendheim blieb zunächst bestehen, wurde jedoch kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs zu einer Konservenfabrik umgebaut. Diese war unter den Namen Ulrich Sabarth über die Stadtgrenzen bekannt und zog nach dem Krieg auf das ehemalige Wehrmachtsgelände in Hage, wo sich heute die FIrma cwTec GmbH befindet. Ein Nebengebäude der Zichorienfabrik wurde nach dem Erwerb durch die Stadt Norden bereits seit 1930 als Unterstellmöglichkeit für den wachsenden Fuhrpark genutzt. Das Feuerwehrhaus selbst wurde schließlich auf dem Grund ehemaliger Arbeiterwohnungen der Fabrik errichtet, die im Aussehen denen der Häuser am östlichen Burggraben ähnelten.

Trug der Feuerwehrkommandant anfänglich den an den gleichnamigen, militärischen Dienstgrad angelehnten Titel Hauptmann, änderte sich die Bezeichnung infolge des Reichsfeuerwehrgesetzes 1938 in Wehrführer (1938 - 1940), Kreisführer (1940 - 1943), Abteilungsführer der Feuerwehr (1943 - 1945) und schließlich Stadtbrandmeister (ab 1945). Auch hieß die Feuerwehr einige Zeit nicht mehr Feuerwehr, sondern ab 1933 Feuerlöschpolizei und ab 1938 Feuerschutzpolizei und war organisatorisch der Polizei angegliedert. Zur gleichen Zeit änderte sich die Uniform, unter anderem wurde die bisherige Pickelhaube abgeschafft und durch M35-Schutzhelme ersetzt, wie er auch von der Wehrmacht und der SS genutzt wurde. Noch heute ähneln die deutschen Feuerwehrhelme dem bewährten Aussehen und Konzept des M35.

Ab 31. Juli 1940 wurden die Dienstgradabzeichen an die der Feuerschutzpolizei angeglichen und alle Feuerwehrfahrzeuge wurden nur noch im Tannengrün (RAL 6009) der Polizei ausgeliefert. Vorher waren die Feuerwehrfahrzeuge meist in Rot in verschiedenen Tönungen wie Rubinrot oder Kardinalrot lackiert, es gab aber auch braune, grüne und dunkelblaue Lackierungen. Ungefähr zur selben Zeit wurden auch zahlreiche Motorsirenen in der Stadt installiert, die sowohl der Alarmierung der Feuerwehr als auch der Warnung der Bevölkerung bei Bränden und Luftangriffen dienen sollten.

Im Vorfeld der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Feuerwehr von den nationalsozialistischen Machthabern informiert, sodass sie sich bereits vor dem Brandanschlag auf die Synagoge vor Ort einfand. Die Einsatzkräfte erhielten die klare Anweisung, ihre Löschmaßnahmen lediglich darauf zu beschränken, ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Gebäude zu verhindern. Das Umfeld der Synagoge wurde von SA-Männern abgesperrt, die das Wirken der Feuerwehr genauestens beobachteten.

Mit dem Fortschreiten des Zweiten Weltkriegs wurden der Wehr immer mehr Mitglieder entzogen, um die Verluste der Wehrmacht auszugleichen. Eine Gruppe von neun Feuerwehrleuten wurden als ständige Feuerwache zum Dienst verpflichtet. Sie trugen in Abgrenzung zu den übrigen Angehörigen graue statt blaue Uniformen. Glücklicherweise musste die Wehr nur selten zu kriegsbedingten Einsätzen im Stadtgebiet ausrücken, die Zahl der Luftangriffe und ihre Schäden blieben überschaubar. Da jedoch insbesondere Emden sehr viel häufiger, vor allem im September 1944, Ziel alliierter Luftangriffe wurde, rückte die Norder Wehr mehrfach dorthin aus. Dies war stets ein gefährliches Unterfangen, da auch zivile Hilfskräfte von den alliierten Luftstreitkräften beschossen wurden. Aus diesem Grund wurde schon 1933 das Blaulicht bei der Polizei und 1938 auch bei der Feuerwehr als Warnsignal eingeführt, da es wegen seiner atmosphärischen Streuung nur schwer von der Luft aus erkennbar war. Zusätzlich wurden die Blaulichter so ausgerüstet, dass sie nur nach vorne strahlten und nicht - wie heute - rundum leuchteten. Auch kam es, je mehr Männer zum Kriegsdienst oder Volkssturm verpflichtet wurden, 1944 zur Gründung einer Feuerwehrfrauengruppe. Diese löste sich jedoch nach einem Einsatz im ausgebombten Emden wegen Traumatisierung der Damen wieder auf.

In den Wirren der letzten Kriegstage und der frühen Nachkriegszeit gingen Angehörige der Feuerwehr schließlich gemeinsam mit Polizeibeamten sowie ehemaligen Wehrmachtssoldaten auf Streife, um die öffentliche Sicherheit aufrechterhalten zu können und insbesondere Plünderungen vorzubeugen.[5] Nach Kriegsende konnte die Feuerwehr zudem einige Gerätschaften der Wehrmacht übernehmen, sodass ein durch die Zeit bis zur Währungsreform herrschender Materialmangel weitestgehend kompensiert werden konnte.

Bundesrepublik Deutschland

Die Wehr blieb auch nach Kriegsende an ihrem bisherigen Standort. In den Folgejahren wurden bis 1959 neue Hallen im rückwärtigen Bereich errichtet, um dem wachsenden Fuhrpark gerecht zu werden.[6] Unter anderem wurden zuvor eine Drehleiter von 22 Metern Länge (DL 22), zwei Löschgruppenfahrzeuge (LF 8) und ein Tanklöschfahrzeug (TLF 16) nebst umfangreichen Materials angeschafft, darunter erstmals Atemschutzgeräte. Auch in den Folgejahren setzte sich eine Vergrößerung des Fuhrparks und eine stetige Modernisierung fort. 1962 wurde ein großes Löschgruppenfahrzeug (LF 16), 1963 ein neues LF 8 und ein Pulverloschmittelanhänger (P 250), 1964 ein weiteres LF 8, 1970 eine DL 30 und 1973 ein geländegängiges Vorausfahrzeug für den schnellen Löschangriff mit Kleinlöschgeräten angeschafft. 1974 wurde das TLF 16 aus dem Jahr 1952 durch ein moderneres Fahrzeug gleicher Kategorie ersetzt.

1955 wurde der Musikzug der Feuerwehr gegründet. Dieser sah sich in der Nachfolge der bereits 1887 existierenden, aber später aufgelösten Feuerwehrkapelle. Der Musikzug entstand aus einem Zusammenschluss von Musikbegeisterten Angehörigen der Feuerwehr mit der Kyffhäuserkapelle Berum. Anlässlich der 700-Jahrfeier der Stadt Norden trat der Musikzug erstmals öffentlich auf. In Koexistenz gab es noch den Spielmannzug, der bereits zwischen 1949 und 1950 gegründet wurde. Der Unterschied lag darin, dass der Musikzug stationäre Konzerte gab, während der Spielmannzug die Musik in der Regel beim Marschieren oder im Stehen gab.

Das Alte Feuerwehrhaus am 25. Januar 2004.

Am Abend des 22. März 1956 kam es erneut zu einem Großbrand auf Schloss Lütetsburg. Aus unbekannten Gründen brach ein Feuer in der Bibliothek des Schlosses aus und konnte sich rasch durch die uralten Gemäuer fressen. Auch die Norder Feuerwehr wurde wieder zur Unterstützung gerufen. Mündlichen Überlieferungen zufolge seien bei dem Brand mehrere sich im Innenangriff befindliche Feuerwehrkameraden vom Feuer umzingelt worden, konnten dann jedoch von einem Ortskundigen über alte Geheimgänge gerettet werden und dadurch dem sicheren Flammentod entkommen.

Einhergehend mit der Einführung von Funktechnik bei den Feuerwehren seit 1960 kamen allmählich die ersten Funkmeldeempfänger nach Norden. Sie lösten nach und nach die Alarmierung mittels Motorsirenen ab, wobei diese überwiegend erst nach dem Kalten Krieg abgebaut wurden. Die ersten Funkmeldeempfänger waren keine tragbaren Geräte, sondern stationäre Apparate, die an das Stromnetz angeschlossen werden mussten. Auch deshalb war eine Abschaffung der Sirenen zunächst nicht möglich. Schon im Oktober 1960 wurde im Feuerwehrhaus daher eine kleine Leitzentrale mit Funkgeräten (Rufname: Florian) eingerichtet. Zuständig für die Alarmierung war der in der Dienstwohnung des Feuerwehrhaus wohnende Kreisschirrmeister, der darüber hinaus vor allem für die Wartung und Pflege von Fahrzeugen und Gerätschaften zuständig war. 1968 wurde ein Funkkommandowagen angeschafft, um den Funkverkehr an größeren Einsatzstellen zu koordinieren. Am 6. Dezember des Jahres wurde erstmalig für die Alterskameraden ein Nikolausabend organisiert, der seitdem jährlich von aktiven Kameraden zu Ehren der ehemaligen Mitglieder ausgerichtet wird.

Vom 9. bis zum 12. Juni 1970 waren zwei Norder Feuerwehrmänner mit einem vom Katastrophenschutz des Bundes beschafften Fahrzeug mit Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung in Peru, um die dortige Bevölkerung nach einem Erdbeben mit Trinkwasser zu versorgen. Gut zwei Jahre später wurde die seit Februar 1955 existierende Freiwillige Feuerwehr in Leybuchtpolder, bedingt durch die Eingemeindung der bis dahin eigenständigen Gemeinde nach Norden, als 4. Zug in die Struktur der Norder Wehr integriert.

In der Bundesrepublik Deutschland gab es bis 1973 keine einheitlichen Notrufnummern, dann traten die neuen Regeln des Notrufsystems 73 in Kraft. Damit wurden die Nummern 110 und 112, welche bereits seit 1948 regional verwendet wurden, bundesweit verbindlich. Veranlasst wurde dies durch den Tod des achtjährigen Björn Steiger, der 1969 nach einem Verkehrsunfall starb, weil die Rettungskräfte viel zu spät eintrafen. Der Vater des Unfallopfers engagierte sich später für eine Verbesserung des Notrufs und gründete die Björn-Steiger-Stiftung. Bis dahin war es üblich, dass man bei einem Brand direkt beim Stadtbrandmeister zuhause anrief, der dann die weiteren Maßnahmen veranlasste.

1976 begang die Wehr ihr 90-jähriges Jubiläum am letzten Wochenende im September. Am Freitag, den 24. September wurde das Bestehen zunächst mit einem Kommersabend im Deutschen Haus gefeiert. Am Samstag folgte ein Tag der offenen Tür beim Feuerwehrhaus, bei der auch die seit 1974 errichtete Feuerwehrtechnische Zentrale der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Am Abend wurde erneut im Deutschen Haus gefeiert. Der Sonntag bestand aus einer Delegiertentagung von Abgeordneten anderer Feuerwehren des Landkreises Norden, gefolgt von einem Umzug durch die Innenstadt. Bei der Abschiedsansprache beim Rathaus, der eine große Übung auf dem Marktplatz folgte, war auch der damalige Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Albert Bürger, zugegen und richtete das Wort an die Anwesenden.

Bedingt durch die Eingliederung des Kreises Norden in den Landkreis Aurich wurde 1978 eine Anpassung der Funkmeldeempfänger notwendig, um eine Alarmierung auch außerhalb des Altkreises zu ermöglichen. Insgesamt müssten hierfür gut 30.000 Mark aufgewendet werden, um die seinerzeit 50 vorhandenen Meldeempfänger neu zu codieren. Die Schneekatastrophe 1979 verlangte der Wehr 1.673 Einsatzstunden und einen großen Kraftaufwand ab. Im Oktober des Jahres konnte eines der LF 8 aus dem Jahr 1961 durch eine Neuanschaffung ersetzt werden. Im Oktober 1982 folgte ein weiteres LF 8. Die bisherigen blauen Einsatzuniformen, die in ihrem Schnitt denen der Wehrmacht angelehnt waren, wurden ab 1983 durch neue, orangefarbene Schutzkleidung ersetzt. Auch diese bestand jedoch zu einem überwiegenden Teil aus Baumwolle und diente mehr der besseren Erkennbarkeit als einem besseren Schutz vor Hitze.

Im Januar 1985 erhielt die Wehr ein neues LF 16, welches das bereits 22 Jahre alte Fahrzeug ersetzte. Ein Jahr später konnte die Wehr auf ihr 100-jähriges Bestehen zurückblicken. Der Ablauf ähnelte dem des 90-jährigen Jubiläums, wobei nicht am Sonntag, sondern bereits am Samstag eine große Einsatzübung abgehalten wurde. Diese fand diesmal auf dem Gelände des Weiterbildungszentrums statt und umfasste eine Zurschaustellung historischer Geräte und Uniformen. 1988 wurde ein neues LF 8 angeschafft, das über einen zusätzlichen Hilfeleistungssatz für die Ölschadenbekämpfung verfügte. 1995 folgte eine neue Drehleiter (DLK 23/12). Im selben Jahr wurde die Jugendfeuerwehr Norden gegründet, der Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren angehören können, ehe zum 16. Lebensjahr eine Übernahme in die Einsatzabteilung beabsichtigt wird.

Nachdem bei einem Gebäudebrand im Jahre 1998 zwei Feuewehrkameraden zum Teil schwere Verbrennungen erlitten und sich nur durch einen Sprung aus dem Fenster retten konnten, was in erster Linie auf die seinerzeit im Land Niedersachsen vorgeschriebenen, aber völlig unzureichenden Baumwoll-Uniformen (eingeführt 1983) zurückzuführen war, setzte Stadtbrandmeister Kettler die Einführung zeitgemäßerer Uniformen durch, die zu einem Großteil aus besonders flammenhemmenden Materialien wie Kevlar und speziellen Aramiden (Markenname: Nomex) bestanden, wie sie bereits seit Jahrzehnten in anderen Ländern wie den Vereinigten Staaten gebräuchlich waren. Dadurch handelte sich die Wehr einige Differenzen mit dem Land Niedersachsen ein, das die Einführung einer eigenen Schutzkleidung, der sogenannten Niedersachsenjacke, präferierte. Die Norder blieben jedoch standhaft und behielten die Nomex-Uniformen bei. Erst etwa 2012 erkannte auch das Land Niedersachsen, dass die Niedersachsenjacke der Nomex-Jacke unterlegen war, sodass heute praktisch alle Wehren im Land mit diesen Uniformen ausgestattet sind.

2000 erhielt die Wehr ein neues Hilfeleistungstanklöschfahrzeug (HTLF 16/29). Das Fahrzeug entsprach nicht der geltenden Norm und gab es so fast nur in Hessen. Wie in vielen anderen Bereichen waren die Norder jedoch auch hier Vorreiter und das Fahrzeug bewährt sich bis heute als zuverlässiges Erstangriffsfahrzeug und Allrounder. Im Sommer 2004 wurde die Feuerwehr vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) für eine Fernsehreportage begleitet, bei der es um die zunehmende Häufung von Fehlalarmen durch automatische Brandmeldeanlagen ging. Seinerzeit war etwa jeder dritte Einsatz ein Fehlalarm, der durch sachgemäße Nutzung und Wartung der Anlagen hätte vermieden werden können. Die Einsatzbelastung führte zur Einführung einer Gebührenordnung für bestimmte Einsätze der Feuerwehr, die nicht zu den gesetzlichen, unentgeltlichen Aufgaben zählen. Die Sendung wurde am 17. August 2004 bei der Abendsendung Hallo Niedersachsen um 18:00 Uhr in der verkürzten und um 19:30 Uhr in der erweiterten Ausgabe ausgestrahlt.

2006 setzte man mit einem Gerätewagen-Atemschutz (GW-A) ebenfalls neue Maßstäbe. Der Wagen dient insbesondere der Versorgung mit ausreichend Atemluftflaschen bei Großbränden. Von 1994 bis 2006, immer im Juli, richtete die Feuerwehr Norden in Zusammenarbeit mit dem THW Norden, DRK Norden, dem Rettungsdienst des Landkreises Aurich, der Polizei Norden und Wasserschutzpolizei Norddeich, der DLRG Norden, der DGzRS Norddeich und des NLWKN sowie vielen anderen die Norddeicher Feuerwehrtage in Norddeich aus. Diese alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung fand zunächst im Osthafen, dann im Westhafen statt, da sich dort wesentlich mehr Platz bot. Der Erfolg dieser dreitägigen Schau war eine gut gemixte Rezeptur, die aus Übungen zu Wasser und zu Lande mit den genannten Organisationen geboten wurde. Für Abwechslung sorgten Fahrzeugschauen (von historisch bis modern) und ein buntes Programm mit viel Musik jeder Art. 2008 kam es dann erstmals nicht zu einer Wiederholung der Feuerwehrtage, da der Bau des Hilfeleistungszentrums sowohl enorme Geldsummen als auch Arbeitskraft abverlangte. Zudem stiegen die Einsatzzahlen kontinuierlich an und führten zu einer zusätzlichen Belastung. Auch in den Folgejahren war eine Fortführung unsicher, da Erweiterungsbauten des Hilfeleistungszentrums folgten und 2011 zudem das 125-jährige Jubiläum der Wehr begangen wurde. Erst 2016 ergab sich die Gelegenheit einer Wiederauflage, auch 2018 wurden die Feuerwehrtage wieder begangen. Bedingt durch die COVID 19-Pandemie mussten sie jedoch bereits 2020 wieder ausfallen, sodass sie frühestens wieder im Juli 2022 stattfinden können.

In den Jahren 2007 bis 2009 wurde das neue Hilfeleistungszentrum am äußeren Ende der Osterstraße erbaut und Ende März 2009 übergeben. Im Mai 2009 war der Umzug dorthin beendet und bereits am 1. Juni 2009 konnte von hier aus der erste Einsatz gefahren werden. Bei der Jahreshauptversammlung am 21. Januar 2011 wurde die Kinderfeuerwehr Norden gegründet, der Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren angehören können. Anschließend wird eine Übernahme in die Jugendfeuerwehr angestrebt. Im späten Frühjahr produzierte der Norder Laien-Regiesseur Jonas Hentschel als Dank für die tatkräftige Unterstützung beim Dreh seines Films Brand des UGN 1989 einen professionellen, mehrminütigen Imagefilm für die Norder Wehr. Im gleichen Jahr erhielt die Wehr ein Löschgruppenfahrzeug-Logistik (LF-L), das über einen austauschbaren Container-Aufbau verfügte. Auch dies war zu dem Zeitpunkt einmalig in der Region. Am 10. Mai 2011 wurde der Grundstein für eine Unterkunft für die Jugendfeuerwehr und die THW-Jugend gelegt auf dem Gelände des Hilfeleistungszentrum. Schon einen Monat später konnte Richtfest gefeiert werden. Auch dieser Bau wurde fast ausschließlich in Eigenleistung errichtet.

2012 wurde Stadtbrandmeister Kettler in den Ruhestand verabschiedet, sein Nachfolger wurde Dieter Stellmacher, der - wohlwissend der vielen Arbeit - zwei Stellvertreter vorschlug, die von der Wehr mit großer Mehrheit gewählt wurden. 2015 erhielt die Wehr ein neues Vorausfahrzeug (Kommandowagen). Seit 2016 steht Thomas Kettler der Wehr vor, sein Stellvertreter ist Thomas Weege. Im gleichen Jahr folgte ein neues LF 20 als Ersatz für das abgängige LF 16 von 1985. 2018 und 2019 erhielt die Wehr zwei neue LF 10, wobei eins über einen Spezialsatz für Umwelteinsätze verfügte und eins für die Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden speziell ausgerüstet war. Zur gleichen Zeit konnte der 1995 erbaute und seitdem in Norden stationierte Schlauchwagen (SW 2000) aus den Beständen des Katastrophenschutzes (Bund) übernommen werden. Ein ebenfalls dem Katastrophenschutz zugehöriges LF 16-TS musste wegen gravierender Mängel ausgemustert und verkauft werden.

2020 erhielt der 4. Zug in Leybuchtpolder ein neues Fahrzeug, ein Hilfeleistungslöschfahrzeug 10 (HLF 10). Es verfügt sowohl über umfangreiche Gerätschaften zur Brandbekämpfung, als auch Hilfeleistung. Bis dahin konnten die Kameraden aus Leybuchtpolder beispielsweise bei schweren Verkehrsunfällen mangels Gerätschaften kaum Maßnahmen treffen und mussten auf das Eintreffen der Norder Fahrzeuge warten. Ein Jahr später wurde die abgängige Drehleiter durch eine hochmoderne DLAK 23/12 ersetzt. Im gleichen Jahr begannen die Bauarbeiten für eine Mehrzweckhalle für die 1976 gegründete, sogenannte Oldie-Gruppe, die sich der Wartung und Pflege historischer Fahrzeuge und Gerätschaften verschrieben hat. Die Gruppe war bis dahin in einer Lagerhalle der Firma C. E. Popken auf dem ehemaligen Doornkaatgelände untergebracht.

Organisation

Historische Organisation

Geführt wurde die Feuerwehr von einem Kommandanten im Range eines Hauptmanns und seinem Stellvertreter. Dem Hauptmann und seinem Stellvertreter unterstand der Vorstand, der von einem Vorstandsvorsitzenden und einem Stellvertreter geführt wurde. Diesem gehörte auch der Schrift- und Rechnungsführer an. In ihrer Gesamtheit wurden und werden Vorstand und Wehrführung auch Stadtkommando (kurz: Kommando) genannt.

Aus einem oder mehreren Einsatzwagen wurde ein Zug gebildet, dessen Bezeichnung man hier in den Anfangsjahren durchaus sinnbildlich verstehen kann, da diese zunächst aus von Hand oder Pferden zu ziehenden Kutschen oder Anhängern bestanden. Jeder Zug, jeweils geführt von einem Zugführer, war wiederum einer von drei Abteilungen zugeordnet, geführt von jeweils einem Abteilungsführer. Es gab eine eine Steigerabteilung, eine Spritzenabteilung und eine Ordnungsabteilung. Über die Zuteilung der Einsatzkräfte zu den einzelnen Abteilungen entschied der Vorstand, wobei die persönlichen Fähigkeiten und die Entfernung vom Wohnhaus zum nächstgelegenen Spritzenhaus von entscheidender Bedeutung waren. Der Hauptmann hatte stets ein besonderes Vetorecht hatte, mit dem er den Beschluss des Vorstands aufheben und eigenständig über eine Zuordnung entscheiden konnte.

Die Steigerabteilung hatte die Aufgabe des heutigen Angriffstrupps. Die Angehörigen sollten in das Brandobjekt steigen, um dort die Brandbekämpfung sowie Rettung von Menschen, Tieren und bedeutenden Sachgütern vorzunehmen. Die Spritzenabteilung war zuständig für die Bedienung der Pumpen und der Wasserförderung. Ihre Aufgabe war somit mit denen des heutigen Wassertrupps sowie des Schlauchtrupps vergleichbar. Die Ordnungsabteilung hatte für Ordnung an der Einsatzstelle zu sorgen, diese von Zuschauern freizuhalten und gerettete Sachwerte zu bewachen. Weiterhin stellte sie Sanitäter und Musiker (für feierliche Anlässe) sowie die Alarmhornisten. Letztere eilten im Brandfall durch die Stadt und blusen Alarmhörner zur Alarmierung der Einsatzkräfte und Warnung der Bevölkerung. Auf alten Bildern ist zu erkennen, dass die Ordnungsabteilung vorwiegend aus Männern mittleren bis fortgeschrittenen Alters bestand, während insbesondere in der Steiger- und Spritzenabteilung eher jüngere Generationen vertreten sind.

Die Steiger- und die Spitzenabteilung wählten aus ihren Reihen einen auf drei Jahre amtierenden Obersteiger bzw. Oberspritzenmann als Abteilungsführer. Der Abteilungsführer der Ordnungsabteilung hingegen wurden vom Vorstand ernannt. Im Verhinderungsfalle des Kommandanten und dessen Stellvertreter oblag die Wehrführung dem Dienstältesten Obersteiger. Die Spritzenabteilung bestimmte zudem einen Spritzenmeister, der verantwortlich für je eine Spritzenpumpe war. Zudem trugen die Züge innerhalb dieser Züge je nach Aufgabe die Bezeichnung Spritzenzug (bedienen die Spritze) und Zubringerzug (bringen das Wasser zur Spritze).

Beachtenswert ist, dass die Norder Wehr von Anfang an auch durch entsprechende Löschverträge für den Brandschutz in den seit 1972 zur Stadt gehörenden Umlandgemeinden, einschließlich der schon seit 1919 eingemeindeten Sandbauerschaft zuständig war. Für den Brandschutz dort waren primär der 5. Zug und 6. Zug vorgesehen, die deshalb jeweils südlich und nördlich der Kernstadt stationiert waren, während alle anderen Züge sich im innerstädtischen Bereich konzentrierten. Bei Bedarf durften auch der 1. Zug, der 3. Zug sowie der 7. Zug unterstützen, während alle anderen Züge mitsamt ihrer Gerätschaften in der Stadt zu verbleiben hatten, um den städtischen Brandschutz nicht zu gefährden. Anders herum war der Einsatz des 6. Zugs nur auf besonderen Befehl innerhalb der Stadtgrenzen vorgesehen.

Abteilungen im Jahr 1886

Steigerabteilung

Spritzenabteilung

Ordnungsabteilung

  • 7. Zug: Eine Mannschaftstransportkutsche

Abteilungen im Jahr 1911

Steigerabteilung

Spritzenabteilung

Ordnungsabteilung

  • 7. Zug: Eine Mannschaftstransportkutsche

Heutige Organisation

Die Wehr wird von einem Stadtbrandmeister und einem Stellvertreter geführt und zerfällt in vier Züge, an dessen Spitze jeweils ein Zugführer nebst dessen Stellvertreter steht. Die Züge wiederum unterteilen sich in mehrere Gruppen, die jeweils eine Fahrzeugbesatzung stellen und von einem Gruppenführer nebst Stellvertreter geführt wird. Anders als früher haben die Züge keine bestimmten Aufgabenbereiche mehr, sondern sind in ihrer Zusammensetzung gemischt. Zudem beträgt ihre Zahl nur noch drei (vier), da nur noch ein Standort existiert. Eine Besonderheit stellt lediglich der 3. Zug dar, in dem die vom Landkreis und dem Bund in Norden stationierten Fahrzeuge (Einsatzleitwagen, Rüstwagen, Schlauchwagen sowie ein größeres Löschgruppenfahrzeug) zusammengefasst wurden. Nach der Übernahme der dem Katastrophenschutz angehörigen Fahrzeuge des Bundes wurde diese von der Stadt übernommen und weiterhin im 3. Zug geführt, dem weiterhin auch die beiden Kreisfahrzeuge weiterhin angehören.

Der Kinder- und Jugendfeuerwehr steht ein Stadtjugendwart nebst Stellvertreter vor. Beide Abteilungen haben ebenfalls einen Kinder- bzw. Jugendfeuerwehrwart sowie jeweils einen Stellvertreter. Diese Aufgaben werden in der Regel von erfahrenen Einsatzkräften bekleidet.

Alle vorgenannten Führungskräfte (ohne Stellvertreter) sind gemäß Satzung gleichzeitig Mitglied des Stadtkommandos, dem Vorstand der Feuerwehr. Die früheren Aufgaben des Vorstandsvorsitzenden werden heute in Personalunion vom Stadtbrandmeister wahrgenommen. Im Verhinderungsfall nehmen die Stellvertreter die Dienstgeschäfte wahr. Dem Kommando ist zudem ein Schriftführer beigeordnet, der die Kernpunkte der Kommandositzungen schriftlich festhält. Zudem berät ein Sicherheitsbeauftragter das Kommando im Bereich des Arbeitsschutzes und der damit einhergehenden Unfallverhütungsvorschriften.

Damals wie heute entscheidet das Stadtkommando über die Zugehörigkeit einer Einsatzkraft zu einem Fahrzeug und einem Zug. Die letztinstanzliche Entscheidungsbefugnis obliegt ebenso unverändert dem Stadtbrandmeister.

Abteilungen seit 1938

Abteilungen seit 1977

Abteilungen seit 2009

Abteilungen seit 2020

Wehrführer

An oberster Spitze niedersächsischer Feuerwehren steht in jeder Stadt der Stadtbrandmeister und in den (Samt-)Gemeinden der Gemeindebrandmeister. Gibt es in einer Stadt oder Gemeinde mehrere Feuerwehren, werden diese für gewöhnlich von einem Ortsbrandmeister geleitet, der hierarchisch unter dem Stadt- bzw. Gemeindebrandmeister steht.

Vollständiger Name Amtszeit Stellvertreter Dienstbezeichnung
Jan ten Doornkaat Koolman III. 1886 - 1912 Ubbo Otten Hauptmann
Fiepko ten Doornkaat Koolman II. 1912 - 1918 Hauptmann
Peter Remmers 1918 - 1937 Dodo Stroman Hauptmann
Julius Albers 1937 - 1947 Carl Essmann Hauptmann (1937 - 1938); Wehrführer (1938 - 1940); Kreisführer (1940 - 1943); Abteilungsführer der Feuerwehr (1943 - 1945); Stadtbrandmeister (ab 1945)
Carl Essmann 1947 - 1965 Karl Grünfeld Stadtbrandmeister
Edzard Hasbargen 1965 - 1986 Karl Grünfeld (bis 1969); Friedrich Pflüger (seit 1969) Stadtbrandmeister
Friedrich Pflüger 1986 - 1994 Karl Kettler Stadtbrandmeister
Karl Kettler 1994 - 2012 Dieter Stellmacher Stadtbrandmeister
Dieter Stellmacher 2012 - 2016 Thomas Kettler und Thomas Weege (zeitgleich) Stadtbrandmeister
Thomas Kettler 2016 - heute Thomas Weege Stadtbrandmeister

Kreisbrandmeister

Die Kreisbrandmeister sind die Dienstvorgesetzten aller Orts-, Gemeinde- und Stadtbrandmeister eines Landkreises. Für den Landkreis Norden haben diese Position folgende Personen wahrgenommen:

Vollständiger Name Amtszeit Stellvertreter Dienstbezeichnung
Dodo Stroman 1922 - 1935 Kreisfeuerwehrführer
Hermann Tjaden 1935 - 1941 Kreisfeuerwehrführer (bis 1940); Bezirksführer (1940 - 1941)
Ulrich Meyer 1941 - 1960 Bezirksführer (1941 - 1943); Oberabteilungsführer der Feuerwehr (1943 - 1945); Kreisbrandmeister (ab 1945)
Heinrich Kröger 1960 - 1978 Kreisbrandmeister

Einsatzstatistik

Die Einsatzstatistik gibt Aufschluss über die enorm gestiegenen Einsatzzahlen im Laufe der Jahrzehnte. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Hauptursächlich ist selbstverständlich die große Einwohnerzahl und das größere Einzugsgebiet. Hinzu kommen jedes Jahr mehr Feriengäste nach Norden. Auch die gestiegene Technologisierung, ein erhöhtes Verkehrsaufkommen und ein immer umfangreiches Aufgabenspektrum bringt höhere Einsatzzahlen mit sich. Nicht zuletzt ist aber auch das in Teilen der Bevölkerung vorhandene Selbstverständnis nicht unerheblich. So mancher Bürger scheut sich selbst davor, aktiv tätig zu werden und man greift, nicht zuletzt auch durch die hohe Verbreitung von Mobiltelefonen, schneller zum Notruf. Wurden früher viele Gefahren durch die Bevölkerung mit Hilfe der Nachbarschaft selbst beseitigt (umgestürzte Bäume, kokelnde Abfalleimer), wird heute oftmals direkt die Feuerwehr zur Hilfe gerufen.

Jahr Anzahl
1954 16
1955 74
1956 25
1957 15
1958 39
Jahr Anzahl
1959 26
1960 14
1961 32
1962 25
1963 37
Jahr Anzahl
1964 27
1965 34
1966 32
1967 56
1968 55
Jahr Anzahl
1969 40
1970 38
1971 36
1972 36
1973 69
Jahr Anzahl
1974 63
1975 137
1976
1977
1978 138
Jahr Anzahl
1979 178
1980 174
1981 183
1982 141
1983 189
Jahr Anzahl
1984 160
1985 120
1986
1987
1988
Jahr Anzahl
1989
1990
1991
1992
1993
Jahr Anzahl
1994
1995
1996
1997
1998
Jahr Anzahl
1999
2000 227
2001 248
2002 312
2003 276
Jahr Anzahl
2004 260
2005 278
2006 336
2007 298
2008 304
Jahr Anzahl
2009 323
2010 322
2011 288
2012 336
2013 460
Jahr Anzahl
2014 297
2015 341
2016 335
2017 435
2018 339
Jahr Anzahl
2019 359
2020
2021
2022
2023

Weiterführende Literatur

  • Weege, Jans (2021): Die Geschichte der Feuerwehr Norden, Berlin (Link)

Einzelnachweise

  1. Rack, Eberhard (1967): Besiedlung und Siedlung des Altkreises Norden, Münster, S. 20f.
  2. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 172
  3. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 182
  4. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 177
  5. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 44
  6. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 66

Quellenverzeichnis

  • Archiv der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Norden
  • Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden
  • Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden
  • Freiwillige Feuerwehr Norden (1976): 90 Jahre Freiwillige Feuerwehr der Stadt Norden, Norden
  • Freiwillige Feuerwehr Norden (1986): 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr der Stadt Norden, Norden
  • Medienzentrum des Landkreises Aurich (Bildarchiv)
  • Weege, Jans (2021): Die Geschichte der Feuerwehr Norden, Berlin

Siehe auch