Jahnplatz

Aus Norder Stadtgeschichte
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Jahnplatz

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Basisdaten
Kategorie Orte in Norden
Stadtteil/-viertel Ostlintel
Genaue Lage Am Sportplatz

26506 Norden

Der Jahnplatz ist nach dem Sportplatz in der Wildbahn und noch vor dem Sportplatz in Süderneuland der zweitgrößte Sportplatz der Stadt. Neben seiner Nutzung als klassischer Sportplatz diente er in seiner Geschichte auch als Rennplatz für den MC Norden sowie als Standplatz mehrerer Baracken, die nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreichen Menschen ein Dach über dem Kopf boten.

Geschichte

Ursprünglich wurde der Jahnplatz 1927 von mehreren Norder Sportvereinen als einfacher Sportplatz mit Fußballfeld, einer 400-Meter-Laufbahn und Sprunggruben auf dem sogenannten Stuvert, einem sehr trockenen, sandigen und daher landwirtschaftlich kaum nutzbaren Geestboden angelegt.[1][2] Bis dahin gab es nur den Sportplatz in Süderneuland I und kleinere, einfache Sportanlagen auf Schulhöfen.[2] In unmittelbarer Nähe zum Jahnplatz befand sich seither, strategisch günstig, das Hitlerjugend-Heim.

Ein Ausbau mit weiteren Sportanlagen und Tribünen erfolgte gut elf Jahre später, das nun so genannte Jahnstadion wurde am 14. August 1938 von den Nationalsozialisten feierlich nach kurzer Bauzeit eingeweiht.[2][3] Als Arbeiter fungierten - in mehr oder minder freiwilliger Leistung - Angehörige der NSDAP, örtlicher Vereine sowie die Belegschaft privater und öffentlicher Einrichtungen bzw. Betriebe.[3] Benannt wurde der Platz nach Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852), bekannt als Turnvater Jahn, dem Gründer der Turnbewegung, obwohl dieser dem Fußball abneigend gegenüber stand.

Der Sportplatz erstreckte sich bei Beginn nur auf den Bereich um das Stadion, der nordöstliche Teil kam erst wesentlich später hinzu.[4][5] Auf dem Vorplatz gen Jahnstraße befanden sich bis etwa 1949 mehrere Baracken mit unterschiedlicher Nutzung (Lazarett, Lagerstätten), die größtenteils im Zweiten Weltkrieg, teilweise jedoch erst kurz nach Kriegsende errichtet wurden.[6][7] Die Baracken wurden kurzzeitig zur Unterbringung der kanadischen Besatzungssoldaten genutzt und boten danach mehreren Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf. Sie wurden - bis auf eine - bis 1952 abgebrochen.[7][8][9] Zuletzt gehörten die Baracken der Bundesfinanzverwaltung.[10] Die letzte, erhaltene Baracke aus dieser Zeit wird heute als Vereinsheim genutzt. Zeitzeugen berichten davon, dass sie als Kinder gerne bei den kanadischen Soldaten vorbeiliefen, da sie von den ihnen oft Schokolade geschenkt bekamen.[11]

In der Nachkriegszeit erfasste die Stadt ein regelrechtes Sportfieber, die Mitgliedschaft in einem Sportverein war nahezu obligatorisch. Am 18. Mai 1947 richtete der Norder Turnverein daher auf dem Jahnplatz den 1. Großen Sporttag aus. Zwei Jahre später, 1949, wurde der Motorsportclub Norden gegründet. Da dieser die Aschenbahn für seine Rennen nutzte, kam es zu Streitigkeiten mit den Alteingesessenen. Durch den Motorsport wurde die Aschenbahn beschädigt, doch zogen die Rennen teilweise bis zu 10.000 Zuschauer an, was der Stadt und dem Verein beträchtliche Einnahmen brachte.[12] 1957 erzielte man eine Einigung und die Rennen fanden nun auf dem Sportplatz im Vertriebenenlager Tidofeld statt.

Als Heimstadion des im August 1945 gegründeten FC Norden wurde der Jahnplatz Schauplatz zahlreicher spektakulärer Spiele, so etwa ein Spiel gegen die schwedische Fußballmannschaft Nybro Idrottsförening am 1. Januar 1951 oder am 6. Dezember 1987 gegen den 1. FC Bayern München, bei dem die Norder souverän mit nur 8:1 unterlagen.[13]

1989 wurde der Jahnplatz um eine Turnhalle erweitert. Bereits bei der Einweihung hatte NSDAP-Kreisleiter Lenhard Everwien von einem solchen Bau geschwärmt, zu dem es dann jedoch erst gut 50 Jahre später kam.[2]

Galerie

Einzelnachweise

  1. Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 3
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 13
  3. 3,0 3,1 Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 34
  4. Medienzentrum des Landkreises Aurich (Bildarchiv: 0115004.jpg)
  5. Medienzentrum des Landkreises Aurich (Bildarchiv: 0115004-2.jpg)
  6. Sanders, Adolf (1999): Norden - wie es früher war, Gudensberg, S. 32
  7. 7,0 7,1 Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 41
  8. Medienzentrum des Landkreises Aurich (Bildarchiv: 0115026-1.jpg)
  9. Haddinga, Johann (1988): Stunde Null. Ostfrieslands schwerste Jahre, Norden, S. 74
  10. Adressbuch der Stadt Norden von 1950/1951, S. 104
  11. Zeitzeugenbefragung am 10. März 2021
  12. Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 14
  13. Geschichte des FC Norden, abgerufen am 15. August 2021

Siehe auch