Leegemoor

Aus Norder Stadtgeschichte
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Leegemoor

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Basisdaten
Administrativer Stadtteil Süderneuland I
Ungefähre Lage südlich des Stadtgebiets

Leegemoor (auch: Leegmoor) ist ein informelles Stadtviertel von Norden und gehört administrativ zu Süderneuland I. Der Name ist niederdeutsch und bedeutett Niedermoor. Ein wesentlicher Unterschied zum Hochmoor (Hoogmoor) ist der bedeutend höhere Anteil an Mineralien und Nährstoffen.

Der überwiegende Teil des Leegemoors wird heute als Gewerbegebiet genutzt, begonnen 1977 mit der Erschließung der Stellmacherstraße. Von den vier ausgewiesenen Gewerbegebieten in Norden ist jenes in Leegemoor das mit Abstand größte.

Geografie

Leegemoor befindet sich südöstlich der Kernstadt im Stadtteil Süderneuland I. Grob begrenzt wird es im Norden durch die Wurzeldeicher Straße, im Osten durch die Zinngießerstraße, im Süden durch das Addinggaster Tief (nördlicher Arm) und im Westen durch die Sattlerstraße.

Geschichte

Seine Entstehung hat das Leegemoor seiner im Vergleich zum Umland, insbesondere der Norder Geestinsel tiefen Lage zu verdanken. Das Wasser der Geest floss über Jahrtausende in Richtung des Leegemoors, sodass es zunächst zu Seenbildung kam. Diese Gewässer verlandeten im Laufe der Jahrtausende. Durch Sauerstoffmangel konnten Pflanzenreste nicht vollends abgebaut werden, sodass sich schließlich ein Niedermoor bildete.[1]

Nach Beendigung der Eindeichung des Süderneulands im Jahr 1556 durch Gräfin Anna von Oldenburg, damals Herrscherin über Ostfriesland, standen umfangreiche, neue Landflächen zur Urbarmachung zur Verfügung. Die alte Deichlinie entlang der heutigen Bundesstraße wurde erheblich gen Leybucht erweitert. Südwestlich der Addinggaste entstanden Moorflächen, die durch Annas Sohn, Edzard II., an wohlhabende Norder Bürger als Gemeinweide in Erbpacht vergeben wurde. Den Bürgern stand es frei, die ihnen zur Verfügung gestellten Flächen zu bewirtschaften und daraus Früchte zu ziehen. Sie mussten dafür lediglich eine regelmäßige Pacht an den Grafen entrichten.[2] Noch bis 1578 hatte auch der Pastor der Osterpastorei ein unbeschränktes Verfügungsrecht über die Ländereien des Leegemoors sowie der Altenbürgerlande und erzielte hierdurch nicht unerhebliche Einkünfte.[3]

Zur gemeinsamen Nutzung und Verwaltung gründeten die Pächter die Leegemoorgesellschaft. Die Flächen wurden seit jeher überwiegend zur Viehhaltung verwendet. Dazu beschäftigte man einen eigenen Hirten, der in einem eigenen Hirtenhaus wohnte. In einem Raum dieses Hauses hielt die Leegemoorgesellschaft früher auch ihre jährlichen Treffen statt. Das Gebäude ist bis heute erhalten und befindet sich am Ende der Zinngießerstraße. An dieses Hirtenhaus erinnert die Straße Zum Hirtenhaus.[2] Im Osten des Leegemoors entstand die Gemeinweide der Altenbürgerlande. Die Flächen wurden ähnlich genutzt und auch diese Gesellschaft erbaute ein Hirtenhaus, welches sich an der Bundesstraße befand. Im Gegensatz zum Hirtenhaus der Leegemoorgesellschaft ist dieses jedoch nicht mehr erhalten.

Das Gebiet von Leegemoor umfasste zu Beginn je nach Quelle eine Fläche von 95 Grasen bis zu 95 Diemat. Vier Grasen entsprechen etwa drei Diemat, ein Diemat wiederum sind ungefähr 5.700 Quadratmeter.[2] Heute lässt sich das Gebiet kaum noch eingrenzen, im täglichen Sprachgebrauch wird das gesamte Gewerbegebiet als Leegemoor bezeichnet, wobei dieses größer ist als das ursprünglich von der Leegemoorgesellschaft ge- und verpachtete Land. Das heutige Leegemoor umfasst bereits jetzt eine Fläche von gut 160 Hektar und soll aufgrund einer ungebrochenen Nachfrage nach weiteren Gewerbeansiedlungen auch in Zukunft erweitert werden.

Die Nutzung als Gewerbegebiet wurde 1974 beschlossen.[4] Der erste Abschnitt umfasste 19,32 Hektar und wurde 1977, beginnend mit der Stellmacherstraße, erschlossen.[4][5] Die Stadt schloss hierfür einen Pachtvertrag mit der Leegemoorgesellschaft, der am 1. Oktober 1974 begann und zunächst eine Pachtfläche von 19,3 Hektar umfasste.[5][6] Zum 1. Oktober 1979 kamen weitere 8,8 Hektar hinzu.[6] 1981 folgte ein zweiter Abschnitt von 8,7115 Hektar, der ab 1982 bebaut wurde.[4] Die Stadt hatte lange ein eigenes Gewerbegebiet ersehnt. Früher war es üblich, dass Wohn- und Gewerbegebiete nicht voneinander getrennt waren, sondern sich die Industrie direkt in der Stadt befand. Dieses Denken wandelte sich jedoch im Laufe der Zeit, insbesondere im Zuge der Industrialisierung, als die rauchenden Schornsteine die Atemluft der Stadtbewohner verdreckten. Doch hatte die Stadt schlichtweg keinen Platz. Erst die niedersächsische Gemeindereform, bei der die Norder Umlandgemeinden zum 1. Juli 1972 eingemeindet wurden, standen große Freiflächen zur Verfügung. Das Leegemoor eignete sich aufgrund seiner Größe und seiner verkehrsgünstigen Anbindung an die Bundesstraße und die Bahnstrecke Rheine-Norddeich Mole geradezu vorzüglich dafür. Zudem befand es sich südlich der Stadt in Randlage, sodass der Gewerbeverkehr nicht durch die Stadt hindurch musste.

In den Folgejahren, insbesondere seit den 1990er Jahren wuchs das Gewerbegebiet immens und ist bis heute von zentraler Bedeutung für die städtische Wirtschaft. Um die Jahrtausendwende hatten sich bereits 60 Firmen mit rund 1.800 Beschäftigten hier niedergelassen.[5]

Galerie

Erläuterungen zu Bild 1 bis 4:

Die Bilder entstanden am 30. Januar 2021 und zeigen das Gewerbegebiet Leegemoor aus verschiedenen Luftperspektiven.

Einzelnachweise

  1. Sanders, Adolf (1988): Unsere Stadt hinterm Deich, Norden, S. 41
  2. 2,0 2,1 2,2 Schreiber, Gretje (2006): Norder Gemeinweiden im ausgehenden Mittelalter bis zur Neuzeit, in: Emder Jahrbuch für historische Landeskunde Ostfrieslands, S. 46
  3. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 46
  4. 4,0 4,1 4,2 Rack, Eberhard (1982): Up Leegemoors Wohlfahrt, Norden, S. 2
  5. 5,0 5,1 5,2 Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 86
  6. 6,0 6,1 Rack, Eberhard (1982): Up Leegemoors Wohlfahrt, Norden, S. 33

Siehe auch