Notgeld

Aus Norder Stadtgeschichte
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Ein Notgeld wurde auch in der Stadt Norden, wie in vielen anderen Orten des Deutschen Kaiserreichs in der Endphase des Ersten Weltkriegs eingeführt. Ziel war es, die unsichere und an Wert verlierende Reichswährung durch ein eigenes Zahlungsmittel zu ersetzen, mit dem sich die Bürger zumindest mit den wichtigsten Artikeln des täglichen Bedarfs versorgen konnten.

Im Spätsommer 1918, wenige Wochen vor dem Kriegsende am 11. November 1918, gab die Stadtverwaltung den Druck von Notgeld beim Soltau Kurier in Auftrag, da das als wertbeständig geltende Hartgeld aus Gold und Silber im gesamten Reich zunehmend aus dem Zahlungsverkehr verschwand.[1] Hierbei handelte es sich vor allem um Gutscheine, die bei der Stadtverwaltung gegen echtes Geld einzutauschen waren. Die Frist zur Einlösung war dabei auf einen Monat begrenzt.

Geschichte

Das deutsche Notgeld während und nach dem Ersten Weltkrieg ließ sich in vier Perioden unterteilen: Erste Periode der kleinen Nominale, meist 50 Pfennig und 1 Mark wurde durch das Horten silberner Reichsmünzen bei Kriegsausbruch 1914 notwendig. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurden als Erstes in Ostpreußen Notgeldscheine ausgegeben.

In der zweiten Periode zwischen 1916 und 1921/22 wurden wegen des Rohstoffmangels auch unedle Scheidemünzen knapp, zudem kam es ab Oktober 1918 wegen der absehbaren Kriegsniederlage zu einer generellen Bargeldhortung der Bevölkerung, sodass die Regierung Großindustrie, Städte und Gemeinden aufforderte, dem Mangel durch Notgeldscheine entgegenzutreten. Insgesamt mehr als 580 Banken, Sparkassen, Städte, Gemeinden, Kreise und Privatfirmen sprangen in die Lücke und deckten den Bedarf mit eigenen Ausgaben, die eine Gültigkeit bis zum 1. Februar 1919 hatten. Auch Zinscoupons von Kriegsanleihen mit Fälligkeitsdatum vom 2. Januar 1919 wurden zu gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt. An vielen Orten entstand lokales Notgeld mit zum Teil künstlerischen und stadthistorischen Motiven. Diese Ausgaben wurden als Serienscheine bezeichnet. Durch ein Reichsgesetz vom 17. Juli 1922 (RGBl. I, 693) wurde die weitere Ausgabe von Serienscheinen und anderem Notgeld verboten.

Allerdings war wegen erneuten Geldmangels durch einen Streik der Arbeiter der Reichsdruckerei im Juli 1922 dieses Verbot nicht durchzusetzen, womit die dritte Periode der Notgeldausgaben begann. Ab Ende Juli gaben die ersten Banken und Sparkassen wieder Notgeld aus, wobei es sich meist um Scheine zu 500 und 1000 Mark handelte. Ab 18. September 1922 genehmigte die Reichsregierung per Erlass des Finanzministers erneut die Ausgabe von Notgeld, wodurch diese Ausgaben einen offiziellen Charakter erhielten. Insgesamt 715 ausgebende Stellen beteiligten sich an diesen Notgeldemissionen. Ab Februar 1923 wurden diese Geldscheine in den meisten Landesteilen wieder eingezogen, nur in den Gebieten westlich des Rheins und im von Frankreich besetzten Ruhrgebiet blieben die Notgeldscheine weiter in Umlauf.[2]

Erst mit der Einführung der Rentenmark ab Herbst 1923 verlor das Notgeld seine Bedeutung.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 15
  2. Keller, Arnold (1975): Das Notgeld der deutschen Inflation 1922, München, S. 1ff.

Siehe auch