Osterlooger Schule

Aus Norder Stadtgeschichte
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Osterlooger Schule

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Basisdaten
Entstehungszeit 1908
Erbauer Gemeinde Lintelermarsch
Bauweise Ziegelsteinbau
Entwidmung 1965
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Ostermarscher Straße 27

26506 Norden

Die Osterlooger Schule war eine einklassige Volksschule bei Osterloog. Ihr Einzugsbereich erstreckte sich auf das Gebiet der östlichen Lintelermarsch und der westlichen Ostermarsch. Unterrichtet wurde hier von 1908 bis zur Schließung aufgrund der rückläufigen Schülerzahlen im Jahr 1965. Seitdem befindet sich das Gebäude in Privatbesitz und wird für Wohnzwecke genutzt.

Geschichte

Das heutige Schulgebäude wurde 1908 an seiner heutigen Stelle an der Ostermarscher Straße 27 errichtet, nachdem die Alte Osterlooger Schule 1907 abgebrannt war.[1] Spätestens ab 1912 wurde in der Schule für die rund 30 Mädchen ein Handarbeitsunterricht angeboten.[2]

Während des Ersten Weltkriegs fand der Unterricht nur unregelmäßig statt, da auf behördliche Anordnung die Schüler oftmals für Ernteeinsätze herangezogen wurden, um die Arbeitskraft der zum Kriegsdienst eingezogenen Arbeiter zu kompensieren. Von Dezember 1914 bis Mitte Januar 1915 standen zudem die Schulwege unter Wasser, dass ein Besuch der Schule für viele Schüler, oftmals bis zu 50 %, nicht möglich war. Als weiteres Erschwernis kam hinzu, dass der Osterlooger Lehrer ab dem 2. November 1914 auch die Schüler der (alten) Itzendorfer Schule unterrichten musste. Jedoch nicht in deren Schulgebäude, sondern in der (alten) Norddeicher Schule, da die Itzendorfer Schule von der Armee requiriert wurde.[2]

Ebenfalls zu Kriegszeiten trafen sich mittwochs die Damen der örtlichen Schulgemeinde und bereiteten Zuwendungen für die in den regionalen Lazaretten zu versorgenden Verletzten vor. Von Seiten der Gemeinde Lintelermarsch wurde den Frauen der Kriegsdienstleistenden Männer ein monatlicher Mietzuschuss von 50 Mark sowie Torf und Steinkohlen zugeteilt.[3] 1918 musste die Schule vom 21. Juni bis zum 18. Juli wegen eines Diphterieausbruchs geschlossen werden. Diese Krankheit hatte bereits 1916 die Ostermarsch heimgesucht.[4] 1925 wird die Sütterlinschrift an der Schule eingeführt.[5]

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung änderte sich auch für die Osterlooger Schüler der Lehrplan. Kinder vom 5. bis zum 8. Schuljahr, die nicht dem Jungvolk (Teil der Hitlerjugend) angehörten, wurden nun samstags drei Stunden im nationalsozialistischen Gedankengut unterrichtet. Dies betraf zunächst praktisch alle Kinder, denn bis auf vier Mädchen waren bis November 1936 noch keiner der Schüler einer NS-Organisation angehörig.[6]

Am 25. August 1939 wird der amtierende Osterlooger Lehrer Friedrich Rademacher zum Zoll- und Grenzdienst verpflichtet, sodass der Unterricht von Lehrer Schröter der Ostermarscher Schule fortgeführt werden muss. Ab dem 3. Oktober des Jahres werden zunächst 40, später 10 Soldaten der Flakbatterie beim Sender Osterloog in der Schule einquartiert. Der Schulunterricht muss daraufhin in der Ostermarscher Schule stattfinden. Am 1. Januar 1940 werden die Soldaten aus der Schule ausquartiert und Lehrer Rademacher kehrt in den Schuldienst zurück, doch bereits eine Woche später fällt der Unterricht wegen Kohlemangels wieder aus, da die Schule dadurch nicht beheizt werden kann.[6] Erst zu Ostern 1940 kann der Unterricht wieder beginnen, doch viele Kinder müssen erneut, wie bereits während des Ersten Weltkriegs, bei der Ernte aushelfen.[7]

Am 21. April 1944 wird Lehrer Rademacher erneut eingezogen, diesmal als Luftwaffenhelfer, wie auch der Rest der verbliebenen Männer aus der Lintelermarsch und der Ostermarsch. Durch die vermehrten Luftangriffe US-amerikanischer Bomber fällt der Unterricht ohnehin häufig aus, sodass die Kinder - wenn überhaupt - nur zum Aufgaben abholen in die Schule kommen. Außerhalb des Unterrichts muss der Lehrer seinen Dienst an der Flak leisten. Ab Oktober 1944 werden rund 30 Mann aus Varel und später erneut 30 Mann aus Bremen-Vegesack in der Schule einquartiert, die in der Umgebung Schützengräben und Ein-Mann-Schutzlöcher graben sowie weitere Schanzarbeiten verrichten.[7]

Anfang April 1945 wird die Schule wegen der andauernden Luftangriffe schließlich unterbrochen und erst am 20. August des Jahres wieder aufgenommen. Zuvor fand eine gründliche Entnazifierung des gesamten Lehrmaterials statt, sodass es zunächst zu einem Mangel an Lehrmaterialien kommt, dem erst im Oktober des Jahres durch Ausgabe neuer Schulbücher begegnet wird. Wegen Mangels an Brennmaterial kommt der Unterricht im Winter 1945/1946 erneut zum Erliegen. Im letztgenannten Jahr endet auch die Amtszeit von Rademacher, der nachfolgend von Friedrich Meyer beerbt wird.[8]

Vom 1. Oktober 1949 bis zur Schließung der Schule am 3. April 1965 war Gerhard Schuster dann der letzte Lehrer in Osterloog.[9] Dieser kehrte im August 1945 aus der Kriegsgefangenschaft in seine Heimat zurück und trat die Nachfolge des 1949 pensionierten Meyer an. Im Zuge der Zentralisierung des Schulwesens besuchten der 7. und der 9. Jahrgang bereits ab 1961 die Alte Norddeicher Schule, sodass die Schülerzahl in diesem Schuljahr auf 42 sank. In den Folgejahren sanken die Schülerzahlen weiterhin rapide, sodass die Schule am 3. April 1965 schließlich ihre Pforten schloss.[10] Seitdem befindet sich das Gebäude in Privatbesitz und wird für Wohnzwecke genutzt.

Beschreibung

Das Gebäude ist ein (ansehnlicher) Zweckbau aus Ziegelstein. Der Schulraum maß 70 Quadratmeter. Im rückwärtigen Teil des Gebäudes befanden sich die Lehrerwohnung mit Wohnstube, ein weiteres Zimmer, eine Schlafstube und eine Kammer mit zwei Bettstellen. Dazu kamen eine Küche mit Brunnen und Keller. Zusätzlich hatte man auf dem Schulboden für die Lehrerfamilie ein Zimmer mit zwei weiteren Bettstellen eingerichtet.[1]

Im Hinterhaus standen dem Lehrer ein Gemüsekeller, je ein Schweine- und ein Ziegenstall, zwei Kuhställe und ein Lagerraum für Torf und Futter zur Verfügung. Der vom Lehrer nutzbare Garten umfasste eine Fläche von einem halben Diemat. Dazu kam ein weiterer, separat anliegender Hausgarten in der Größe von etwa 1683 Quadratmeter. Dieser Garten wurde infolge des Baus der Osterlooger Sendestelle um 400 Quadratmeter verkleinert. Der verbliebene Teil des Gartens hieß danach "Sendegarten".[1]

Lehrkräfte

Zeitraum Vollständiger Name
1905 - 1933 Jan Eden
1933 - 1946 Friedrich Rademacher
1946 - 1949 Friedrich Meyer
1949 - 1965 Gerhard Schuster

Schülerzahlen

Schuljahr Anzahl
1913 - 1914 63
1914 - 1915 54
1915 - 1916 ???
1916 - 1917 50
1950er Jahre zw. 45 - 49
1961 - 1962 42
1962 - 1963 37
1963 - 1964 25
1964 - 1965 14

Literatur

  • Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 57-68

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 59
  2. 2,0 2,1 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 60
  3. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 61
  4. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 63
  5. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 64
  6. 6,0 6,1 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 65
  7. 7,0 7,1 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 66
  8. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 67
  9. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 57
  10. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 68

Siehe auch