Derk de Haan

Aus Norder Stadtgeschichte
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Derk de Haan (* 16. Mai 1908 in Oldersum; † 9. Januar 1975 in Norden)[1] war Rektor des Ulrichsgymnasiums und Heimatforscher. Er erwarb sich mehrere Verdienste um die Stadt Norden, weshalb man ihm zu Ehren den Derk-de-Haan-Padd in Ekel benannte. Später wurde jedoch seine nationalsozialistische Vergangenheit bekannt, weshalb man die Benennung rückgängig machte.

Leben

Derk de Haan wurde im Mai 1908 als Sohn eines Dorfschullehrers und einer Pastorentochter in Oldersum (Landkreis Leer) geboren. Er studierte Lehramt an der Universität Tübingen, wo er einer der nationalsozialistischen Stahlhelm-Organisation nahestehenden Studentenverbindung angehörte. Später wurde er Mitglied der Waffen-SS (SS Nr. 84 635).[2][3] Er wurde der Abteilung 7 im II. Sturmbann der 67. SS-Standarte in Bad Sachsa zugeteilt. Nach Beendigung seines Studiums wurde er Lehrer.[3]

Am 17. Januar 1937 rettete er gemeinsam mit einem Schüler einer 13. Klasse einen verunfallten Mann aus dem eiskalten Wasser der Werra, einem Nebenfluss der Weser. Der Mann war zuvor mit seinem PKW in den Fluss gestürzt. Ihm gelang es, ihn durch Einschlagen der Scheibe und Durchstechen des Daches vor dem Ertrinkungstod zu retten. Sein Einsatz wurde von August Heißmeyer, dem damaligen Chef des SS-Hauptamtes, schriftlich gewürdigt.[3]

Im Zweiten Weltkrieg kämpfte de Haan als Angehöriger der Waffen-SS in mehreren Fronteinsätzen. Am 31. Juni 1943 wurde er zum SS-Hauptsturmführer befördert sowie nach drei Verwundungen von weiteren Kampfeinsätzen freigestellt und als Leiter einer Schule in Haselünne eingesetzt. Dort, sowie an der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt (Napola) in Ilfeld, wurde de Haan zum Führer der Hitlerjugend ernannt. An der Napola Ilfeld wurde er zum stellvertretenden Anstaltsleiter.[4] Zu seinen Schülern gehörten unter anderem Angehörige von Nazi-Größen wie dem NS-Außenminister Joachim von Ribbentropp und dem Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann Göring.[3]

Als de Haan 1945 verhaftet werden sollte und daher mit seiner Auslieferung an die Russen rechnete, verschaffte er sich den Namen eines gefallenen Pfarrers und arbeitete als Hans Häfner bis 1949 in einem Getreidehandel in Bad Pyrmont. Von Drygalski, sein früherer Mentor an der Napola Ilfeld, holte ihn nach der Entnazifizierung an das Kaiser-Wilhelm in Hannover, wo er ab 1952 unter anderem als Latein- und Griechischlehrer tätig war. Mit seinen Schülern unternahm de Haan 1953 eine Fahrt nach Griechenland. Auf einer Pause in Jugoslawien gerieten sie in eine Polizeikontrolle. Der sehr nervös auf diese, letztlich glimpflich abgelaufene, Kontrolle reagierende de Haan offenbarte seinen Schülern, dass er Sorge um eine Entdeckung seiner ehemaligen Zugehörigkeit zur SS gehabt hatte.[3] Diese waren leicht anhand der tätowierten Blutgruppe als solche zu erkennen.

1957 wurde de Haan nach Norden versetzt, wo er Schulleiter am Ulrichsgymnasium wurde.[3] Hier verfasste er 1967 eine Festschrift anlässlich des 400-jährigen Bestehens des Gymnasiums (Titel: 400 Jahre Ulrichsgymnasium Norden. 1567-1967). Wenige Jahre zuvor setzte er sich maßgeblich für die Anlage eines Parks sowie Wanderwegs hinter dem ab 1961 errichteten Kreiskrankenhaus ein.

Am 9. Januar 1975 verstarb de Haan im Alter von gerade einmal 66 Jahren und wurde auf dem reformierten Friedhof in Bargebur bestattet.[1]

Ehrungen

Trotz seiner als hochproblematisch anzusehenden Vergangenheit als kommandierender Offizier einer an unzähligen Kriegsverbrechen beteiligten Organisation sowie als führende Lehrkraft an einer nationalsozialistischen Bildungsanstalt wurde ihm von der Stadt posthum die Ehre einer Straßenbenennung zuteil, als ein bis dato namenloser Wanderweg entlang des Norder Tiefs im Jahre 2010 nach ihm benannt wurde.[5] Die Benennung folgte auf Wunsch der Familie. De Haan selbst wohnte tatsächlich nur wenige Meter von seinem Padd entfernt - und zwar im Winkel der Baltrumer Straße und der Uferstraße. Ein Großteil der Ländereien am Hexenkolk soll ihm und seiner Frau gehört haben. Außerdem setzte er sich maßgeblich für die Gestaltung des Parks und des Wanderwegs entlang des Galgentiefs ein.

Als de Haans nationalsozialistische Vergangenheit der Stadtverwaltung bekannt wurde, zog man die Benennung 2021 wieder zurück.

Literatur

  • Schwieger, Michael (2010): Bruchstücke. Fragen. Dokumente, persönliche Erinnerungen und religiöse Texte aus der Arbeit der deutschen evangelisch-lutherischen Kirche nach dem Ende der Hitlerzeit, Hollnseth

Einzelnachweise

Siehe auch