Knullenbrücke

Aus Norder Stadtgeschichte
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Knullenbrücke

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Basisdaten
Entstehungszeit 1875 (1843, um 1550)
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage nahe der Anschrift

Altendeichsweg 3

Die Knullenbrücke (auch: Knullenbrügg) befindet sich am Altendeichsweg in Westermarsch I. Sie führt über das Langhauser Tief. Seit einigen Jahren ist die Brücke aufgrund schwerer Baufälligkeit für Kraftfahrzeuge, die größer als PKW sind, gesperrt. Entsprechende Schikanen erschweren die Durchfahrt. Wie auch der Altendeichsweg selbst erlitt die Brücke durch übermäßige Nutzung durch landwirtschaftlichen Verkehr schwere Schäden, weshalb der Verkehr hier eingeschränkt werden musste. Der historischen Name wird praktisch nicht mehr verwendet.

Geschichte

Der Name Knüllenbrücke bzw. Knüllenbrügg ist dem Mittelniederdeutschen entlehnt und bedeutet soviel wie Brücke an einer kleinen Erhöhung.[1] Die heute noch bestehende Brücke wurde 1875 erbaut.[2] Eine Brücke wird es hier jedoch spätestens seit der Erschließung des Alten Westermarscher Neulands zwischen 1546 und 1551 gegeben haben, da das Langhauser Tief eine wichtige Rolle bei dessen Entwässerung spielte und bereits damals existierte.

Nahe der Brücke befand sich noch 1594 das zweite Gastmarscher Siel. Ein naheliegendes Haus hieß Jobs Haus upt Gaster Sieldiep.[3] Im Dezember 1570 landeten hier kältebedingt Freibeuter, die zwei adelige Gefangene bei sich hatten. Die Freibeuter (vermutlich in niederländischen oder spanischen Diensten) zogen in die Westermarsch und stahlen in ihrer Dreistigkeit sogar das Silbergeschirr des Häuptlings Hayo Manninga, während er gerade eine Mahlzeit zu sich nahm.[4] Freibeuterei war bis in das späte 16. Jahrhundert nichts ungewöhnliches und wurde oftmals sogar von den Nordern toleriert, da die Seeräuber nicht selten den Norder Hafen als Unterschlupf nutzten und ihre Waren an den Mann brachten.[5] Vermutlich führten sie auch zu einigem Umsatz in den Gastwirtschaften und Bordellen.

Um zu verhindern, dass sich beim manuellen Öffnen der Sieltore des dritten Gastmarscher Siels Salzwasser in das Landesinnere gelangte, wurde die Brücke mit separaten Toren versehen.[6]

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Brücke in einem jämmerlichen Zustand, sodass sie 1843 neu (aus Holz) errichtet wurde. Die Kosten beliefen sich auf etwa 995 Reichstaler.[7]

Einzelnachweise

  1. Doornkaat Koolman, Jan ten (1879): Wörterbuch der ostfriesischen Sprache, Norden, S. 237f.
  2. Liste der Baudenkmale in Norden, abgerufen am 14. Oktober 2021
  3. StAA, Rep. 244, B, Nr. 2889
  4. StAA, Rep. 102, Nr. 158
  5. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 49
  6. Schreiber, Gretje (2017): Der Norder Hafen. Geschichte, Schifffahrt und Handel, Aurich, S. 190
  7. Schreiber, Gretje (2017): Der Norder Hafen. Geschichte, Schifffahrt und Handel, Aurich, S. 232

Siehe auch