Gesundheitsamt

Aus Norder Stadtgeschichte
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Gesundheitsamt

Basisdaten
Gründung 1. Januar 1890
Auflösung -
Rechtsform Behörde
Hauptsitz Neuer Weg 35-37

26506 Norden

Das Gesundheitsamt in Norden geht zurück auf das am 1. Januar 1890 gegründete Städtische Untersuchungsamt für Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände. Damals oblag der Behörde nur die Aufsicht über die benannten Waren, Gesundheitsaufgaben kamen erst später dazu. Das später dem Landkreis Norden angegliederte Amt gehört seit der Kreisreform 1977 schließlich zum Landkreis Aurich, ist jedoch noch mit einer Außenstelle in Norden vertreten, die sich im 1964 errichteten Verwaltungsgebäude der ehemaligen Brennerei Doornkaat befindet.

Geschichte

Entstehung des Gesundheitsamtes

Schon seit dem 1. Januar 1890 gab es ein Städtische Untersuchungsamt für Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände, das Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände auf Unverträglichkeiten und Gefahren labortechnisch untersuchte. Den Vorstand hatte der Apotheker Paul Stroomann, Besitzer der Schwanen-Apotheke, inne. Die Aufsicht über diese Behörde oblag dem Norder Magistrat und hatte ihren Sitz in der Stroomann'schen Apotheke. Sie hatte jährlich mindestens 20 Proben zu untersuchen, die ihnen von der Polizei übergeben wurden.[1]

Später (spätestens um 1950)[2] wurde der Sitz des Gesundheitsamtes in den rückwärtigen Bereich des 1975 abgebrochenen Kreis-Altersheims verlegt, das sich Am Zingel auf dem früheren Klostergelände, befand.[3] Danach wurde der Sitz an die Jahnstraße 1 (heute Sitz des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) verlegt.[4] Das Gebäude dort wurde von der Stadt Norden errichtet, die die Lage in unmittelbarer Nähe zum damaligen Krankenhaus als förderlich erachteten.

Luftaufnahme des Wohlfahrtsheims um 1970. Das Gesundheitsamt befand sich bis 1975 in dem länglichen Gebäude linksseitig,.

Mitte der 1990er Jahre erfolgte der Umzug in das 1964 erbaute Doornkaat'sche Verwaltungsgebäude am Neuen Weg 35-37.

Geschichte des Gebäudes am Neuen Weg

Das große Hauptgebäude am Neuen Weg 36 und 37 wurde bereits 1964 von der Firma Doornkaat erbaut und ersetzte als solches das unmittelbar rechts angrenzende ehemalige Gebäude Neuer Weg 38-39.[5] Es diente der Brennerei bis zu ihrem Niedergang im Jahre 1992 als Verwaltungssitz. Der linke Gebäudeteil bzw. Anbau (Neuer Weg 35, Baujahr: 1973) wurde nach dem Einzug des Gesundheitsamtes für gewerbliche Zwecke (Einzelhandel) freigegeben und umgebaut. 2001 bis 2002 wurde zum Neuen Weg hin ein Aufzug angebaut.[6] Am Standort des heutigen Gebäudes 36 und 37 befanden sich früher stattliche Bürgerhäuser, die einst im Besitz der Familien Uken (36) sowie Fridag (37) waren.

In der Nummer 36 wohnte bis zu ihrem Tod im Jahre 1936 Marie ten Doornkaat Koolman, Witwe von Jan ten Doornkaat Koolman III., der 1913 starb. Davor gehörte das Gebäude dem Kaufmann und Auktionator Uke Wilts Uken. Beim Abriss und Neubau des Gebäudes im Jahre 1964 eine Vielzahl an alten Dokumenten und Schriftstücken gefunden, darunter Rechnungen aus den 1770er Jahren. 1799 gehörte das Gebäude 36 dem Brennereibesitzer Wilt Uken. Zu dieser Zeit betrug der Gebäudewert nach amtlicher Schätzung 10.500 Reichstaler Gold. Nachdem Uken 1806 starb, erwarb der Holzhändler Hinrich Steevens das Gebäude und heiratete auch dessen Witwe. 1863 - die Eheleute waren zwischenzeitlich beide verstorben - erwarb die Familie Doornkaat das Objekt zum Preis von 4.500 Reichsthalern.[7] Beim Umbau des Hauses im Jahre 1885 fanden Bauarbeiter ein menschliches Gerippe. In seinen 1908 verschriftlichten Erinnerungen an diesen Vorfall hielt Jan ten Doornkaat Koolman III. fest, dass er es für möglich hielt, dass es sich dabei um einen heimlich verscharrten Leichnam aus der Französischen Besatzungszeit handeln könnte. Aus diesem Fund heraus solle zudem die Legende entstanden sein, dass es in dem Haus spuke.[8]

Auch das Nachbarhaus 37 hatte im Laufe seiner Existenz zahlreiche Besitzer. Die im Jahre 1775 genannten Eigentümer, die Eheleute Rudolphi, verfügten über ein ansehnliches Vermögen. In ihrem Testament vermachten sie dem Ulrichsgymnasium eine beträchtliche Summe. Auch die Hausdienerin erhielt 2.000 Reichsthaler Gold. Das Haus selbst vererbten sie an die Ehefrau des Weinhändlers Jacob Stolz, einer geborenen Fridag, die dadurch 1864 neue Eigentümer des stolzen Hauses wurde. Sie zahlte an die anderen Miterben jeweils eine Summe von 1.000 Reichsthaler Gold.[9]

Galerie

Einzelnachweise

  1. Verzeichnis über Die Anstalten zur technischen Untersuchung von Nahrungs- und Genußmitteln, S. 125ff.
  2. Adressbuch von 1950/1951, S. 22
  3. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 97
  4. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 91
  5. Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 51
  6. Dorsch, Thomas / Wenz, Martin (2003): Norden / Ostfriesland. Denkmalpflegerische Zielplanung für Osterstraße und Neuen Weg, Hameln, S. 26
  7. Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 52
  8. Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 61
  9. Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 53

Siehe auch