Neuwesteeler Schule

Aus Norder Stadtgeschichte
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Neuwesteeler Schule

Die Karte wird geladen …
Basisdaten
Entstehungszeit 1934 - 1935
Erbauer Gemeinde Süderpolder
Bauweise Ziegelsteinbau
Entwidmung 1971
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Königsweg 22

26506 Norden

Die Neuwesteeler Schule wurde einhergehend mit der Gründung des Ortes Neuwesteel (damals noch "Süderpolder") errichtet. Sie diente bis 1971 für Schulzwecke und befindet sich heute als Wohngebäude in Privatbesitz.

Geschichte

Ab 1930 wurde das erst kurz zuvor als Leypolder eingedeichte Gebiet besiedelt. 1934 erhielt es den Namen "Süderpolder". Die Nationalsozialisten versuchten, den Ort zu einer durch die NS-Ideologie geprägte Muster-Bauernsiedlung zu machen. Die Arbeiten zur Errichtung der Höfe begannen im Frühjahr 1934, ein Jahr später wurde auch das bis heute erhaltene Schulgebäude errichtet. Die Siedler, die größtenteils aus Ostfriesland stammten, erledigten einen Großteil der Bauarbeiten in Eigenleistung.[1]

Der Schuljahrsbeginn nach Ostern 1935 konnte planmäßig unter dem ersten Lehrer Richard Pundt mit 47 Schülern aufgenommen werden. In den Folgejahren stieg die Schülerzahl auf 60 an. Der Unterricht lief bis zum Zweiten Weltkrieg ohne Probleme, kam dann jedoch zum Erliegen und wurde erst zum 30. August 1945 wiederaufgenommen. Lehrer Pundt, aufgrund seiner Zugehörigkeit zur NSDAP vorbelastet, wurde durch die britische Militärregierung suspendiert und durch Artur Strey ersetzt, der zu den zahlreichen Vertriebenen aus den (ehemaligen) deutschen Ostgebieten gehörte.[1]

Nachdem die Schule im November 1945 weitere 13 Kinder aufnehmen mussten, stieg die Zahl auf 75 an. Die 13 Kinder waren im Rahmen der "Aktion Storch", bei der "erholungsbedürftige Kinder" aus West-Berlin nach Ostfriesland geholt wurden, der Schule zugewiesen. Die Schule hatte auch ohne sie mit Platz- und Materialnot zu kämpfen, es fehlte sogar an Kreide und Tinte sowie NS-unbelastetem Unterrichtsmaterial. Not macht jedoch erfinderisch und so dienten mitgebrachte Märchenbücher, alte Lesebücher und Zeitungen als Unterrichtsmaterial.[2]

Zum Heizen der Schule war jedes Kind angehalten, täglich ein Stück Torf zum Verheizen mitzubringen. Mitten im Unterrichtsraum stand der wärmende Ofen, das etwa acht Meter lange Ofenrohr führte quer durch den Klassenraum bis nach draußen.[2]

Im Schuljahr 1946 kehrten die 13 vorgenannten Kinder zurück nach West-Berlin, doch kamen nun eine größere Zahl von Kindern aus Flüchtlings- bzw. Vertriebenenfamilien hinzu. Die Schülerzahl stieg damit auf über 90. Erst ab Mai 1948 wurden die Klassen zweigeteilt. Da jedoch nur ein Klassenraum zur Verfügung stand, musste abwechselnd unterrichtet werden. 1952 sank durch Fortzug vieler Neubürger die Zahl wieder auf 65 ab. Auf der Suche nach Arbeit waren viele von ihnen vor allem in das aufstrebende Ruhrgebiet abgewandert.[2]

1953 begann die Besiedlung von Leybuchtpolder. Bis zum Bau der dortigen Schule musste die Neuwesteeler Schule daher auch die dort schulpflichtigen Kinder aufnehmen, wodurch die Schülerzahl so hoch stieg wie noch nie und im Jahre 1954 bei fast 100 lag. 1955 wurde die Schule in Leybuchtpolder fertiggestellt und die Situation entspannte sich abermals, das Gebäude war mit 45 Kindern jedoch weiterhin überbelegt.[2]

1963 bzw. 1964 wurden die Einzugsgebiete der Schulen neu strukturiert. Die Neuwesteeler Schulkinder wurden gemeinsam mit den Kindern vom Osteeler Altendeich nach Leybuchtpolder umgeschult. Bis 1971 diente das Neuwesteeler Gebäude jedoch noch als Ausweichschule für die Klassen 1 bis 4. In diesem Jahr kam das endgültige Aus für den hiesigen Schulbetrieb.[2] Heute besuchen die Kinder vorwiegend die Grundschule Süderneuland. Das ehemalige Schulgebäude in Neuwesteel ist heute in Privatbesitz und wird für Wohnzwecke genutzt.

Literatur

  • Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 144-145

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 144
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 145

Siehe auch