Peter Bourdeaux

Aus Norder Stadtgeschichte
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Undatierte Aufnahme.

Peter Bourdeaux (* 1. März 1818 in Emden; † 16. Juli 1887 in Norden) war ein Norder Kaufmann (Neuer Weg 63) und Postbeamter. Er leitete von 1866 bis 1875 die Telegrafenstation Norden als sogenannter Privatverwalter und anschließend bis zu seiner Pensionierung als regulärer Postbeamter.

Leben

Die Familie Bourdeaux stammt, wie der Name bereits erkennen lässt, ursprünglich aus Frankreich. 1687 flohen sie - wie so viele Protestanten (Hugenotten) - aus ihrem Heimatort Soubise, südlich von La Rochelle (Westfrankreich) nach Emden, um der staatlichen Verfolgung und Unterdrückung in ihrem Heimatland zu entgehen. In Emden wurde 1818 schließlich auch Peter Bourdeaux als jüngster Sohn seines gleichnamigen Vaters, einem Krämer und dessen Ehefrau Harme Gerds Gossen oder Gossing geboren. Sein Vater hatte sein Geschäft ursprünglich in Loppersum, war zumindest 1806 als Packhofmeister tätig und konnte sich nach Erlangung des Bürgerrechts von Emden am 23. September 1819 in der blühenden Seehandelsstadt gewerblich niederlassen. In Emden wohnte die Familie an der Großen Brückstraße, wo Peter bald ein Geschäft (Holzhandlung und evtl. weitere Gewerbszweige) mit sechs bis zehn Gesellen nebst Lehrlingen führte.

Spätestens seit Januar 1850 hatte sich Peter jun. in Norden als Manufakturwarenhändler niedergelassen. Hier verlobte er sich bald mit der Kaufmannstochter Meta Janssen. Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor. Am 29. November 1850 erwarb Peter das Bürgerrecht und ließ sich im Dreyerschen Haus (Neuer Weg/Dammstraße) nieder.

1853 erwarb er das Nachbarhaus (Neuer Weg 63), wo er bis 1878 weiterhin mit Manufakturwaren handelte, ehe er in den Konkurs ging, nachdem er zwei Freunden größere Geldsummen lieh, dessen Rückzahlung sich diese durch Auswanderung in die Vereinigten Staaten entzogen. Bourdeaux musste sein Hab und Gut in die Konkursmasse geben und konnte so 98 % seiner Schulden abzahlen. Glücklicherweise war seine Frau eine geschickte Putzmacherin (Herstellerin von Kopfbedeckungen) und hatte mit diesem neuen Erwerbszweig großen Erfolg.

Mit dem Aufkommen der Telegrafie konnte auch Peter sich ein neues wirtschaftliches Standbein aufbauen. 1866 wurde ihm die Verwaltung der Telegrafenstelle Norden und Umgebung als Privatverwalter übertragen. In dieser Position blieb er bis 1875 und wechselte anschließend als Postgehilfe zur Kaiserlichen Post. Einige Jahre später erkrankte der langjährige Raucher unter anderem an Bronchitis und wurde auf Anraten eines Arztes in den Ruhestand versetzt. 1887 starb er schließlich im Alter von 69 Jahren.

Trivia

Kurz vor Kriegsende war den Zeitungen zu entnehmen, dass der Friedensvertrag zwischen Frankreich und Deutschland in Bordeaux unterzeichnet werden würde30. Viele Leute in Norden und Umgebung hatten dies falsch verstanden, und glaubten, Urgroßvater Bourdeaux müsse auch noch unterzeichnen. Sie umlagerten sein Haus und baten ihn dringend, seine Unterschrift unter dem Friedensvertrag doch ja zu vollziehen.

Quellenverzeichnis

  • Bourdeaux, Jürgen (2020): Peter Bourdeaux. Kaufmann und Telegrafist in Norden, Bad Mergentheim (Eigenverlag)

Siehe auch