Alter Bahnhof Norden

Aus Norder Stadtgeschichte
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Alter Bahnhof

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Basisdaten
Entstehungszeit 1883-1885 (um 1970)
Erbauer Preußische Staatseisenbahnen
Bauweise Bahnhof
Erhaltungszustand 2006-2011 abgebrochen
Genaue Lage Bahnhofstraße 24 A

26506 Norden

Der alte Norder Bahnhof (umgangssprachlich auch: Südbahnhof) wurde 1883 im Zuge des Anschlusses an das Eisenbahnnetz errichtet. Seit April 2007 wurde der Bahnbetrieb vom neuen Bahnhof gewährleistet, da sich jedoch noch Bahntechnik im Gebäude befand, wurde das Gebäude mehrere Jahre erhalten, bis es schließlich im Frühjahr 2011 abgerissen wurde.

Teile des Bahnhofs wurden einer neuen Nutzung zugeführt. Der ehemalige Güterbahnhof etwa wird bis heute von der Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland genutzt, das ehemalige Stellwerk dient nach einer aufwendigen Sanierung seit 2022 als Bürogebäude.

Geschichte

1883 erhielt Norden endlich einen Anschluss an das überregionale Eisenbahnnetz. Hiermit ging auch der Bau des Bahnhofs an der eigens dafür angelegten Bahnhofstraße bis 1885 einher.[1] Anders als der Name vermuten lässt, befand sich der Bahnhof damals wie heute jedoch nicht in der Norder Kernstadt, sondern im erst 1972 eingemeindeten Stadtteil Süderneuland I. Norden selbst hatte zu keiner Zeit einen Bahnhof, denn auch der Bahnhof Norden-Stadt befand sich, knapp hinter der Stadtgrenze, auf dem Gebiet der Gemeinde Sandbauerschaft mit ihrem Ortsteil Ekel.

Entlang des Bahnhofs errichteten wohlhabende Bauern der Norder Umlandgemeinden und Kaufleute prachtvolle Stadtvillen. Bereits um 1895 existierten hier zehn Gebäude.[2] Anders als heute war eine unmittelbare Wohnlage in Bahnhofsnähe äußerst prestigeträchtig. Zudem war hier immer was los und der eigene Wohlstand konnte den Reisenden unmittelbar präsentiert werden. Der Bahnhof hatte dadurch wesentlich Anteil an der Besiedlung des nördlichen Süderneuland I, das bis dahin weitestgehend nur im Süden bzw. an den Hofstellen bebaut war.

Kamerad Pferd zieht in den Krieg. Propagandistische Aufnahme von Ende September 1939.
Verfrachtung von Gütern einer Wollsammlung für die deutschen Soldaten an der Ostfront (Januar 1941).

In erster Linie waren Tenderlokomotiven der preußischen Baureihen T 5 und T 11/12 (BR 74) in Norden beheimatet. Im Jahr 1923 wurden die ersten beiden T 18 (BR 78) zugewiesen. Die Loks bespannten hauptsächlich Züge auf dem Küstenbahnabschnitt Norden - Jever - Wilhelmshaven. Auf dem Bahngelände selbst wurde zunächst ein zweiständiger Rechteckschuppen, ungefähr dort, wo sich heute der Zentrale Omnibusbahnhof befindet, errichtet. Da dieser schon bald nicht mehr ausreichte, erbaute man 1911 bis 1912 einen neuen, vierständigen Rundlokschuppen mir vier Grubengleisen (zur Vereinfachung der Wartung), der nach einer Mustervorlage der Preußischen Staatsbahn Direktion Münster vom Norder Bauunternehmen Johann Wilken errichtet wurde. Die Bauabnahme erfolgte am 8. Januar 1912.[3] Ein Wasserturm befand sich seit Anbeginn südöstlich des vorgenannten Bahnübergangs.

Das Norder Betriebswerk (kurz: Bw) verfügte weiterhin über eine Drehscheibe mit 20 Metern Durchmesser, ein Heizwerk zum Vorheizen der Reisezüge und des Betriebswerks selbst, eine Bekohlungsanlage mit zwei Drehkränen und diverse Nebengebäude. Der Wasserturm versorgte neben dem Betriebswerk auch die Wohnhäuser Am Bahndamm, wo die Bahn mehrere Dienstwohnungen unterhielt. Am Ende des vierten Gleises wurde in den Jahren 1942 / 1943 eine Lehrwerkstatt eingerichtet.[3] Zudem befand sich im Bereich des Güterbahnhofs zu Kriegszeiten ein Kriegsgefangenenlager. Hier wurden in einer Holzbaracke 30 bis 40 Kriegsgefangene interniert, hauptsächlich lebten hier (teilweise sogar vollständig) Russen und Ukrainer. Zwischenzeitlich waren hier auch 18 Serben und Polen untergebracht.

Im Herbst 1949 verfügte das Betriebswerk über 115 Mitarbeiter. Der Unterhaltungsbestand an Lokomotiven sah am 15. März 1950 noch folgende Lokomotivtypen vor: Zwei Loks der Baureihe 74 und sieben der Baureihe 78. Durch den verstärkten Einsatz von Schienenbussen zwischen Norden und Wilhelmshaven ab Sommer 1952 verlor das Betriebswerk seine Bedeutung. Als selbständige Dienststelle wurde es 1954 aufgelöst und in eine Außenstelle des Betriebswerks Emden umgewandelt.[3]

In der folgenden Zeit wurde die Drehscheibe entfernt und kurz darauf auch die Bekohlungsanlage und andere zum Betriebswerk gehörende Bauten aufgelassen und abgebrochen. Die Untersuchungsgruben im Lokschuppen wurden zugeschüttet und mit einer Betondecke versehen. Die Schuppenstände 2 und 4 verloren ihren Gleisanschluss, wobei das vierte Gleis vollständig unter Beton verschwand. Schließlich wurde im Oktober 1984 der Wasserturm gesprengt. Nach Auflösung des Norder Betriebswerks diente der Lokschuppen den verschiedensten Zwecken. So wurde er zeitweise als Fahrzeugunterstell- und Lagerraum für die Bahnmeisterei, als Düngemittellager eines Landhandels und als Winterquartier für Sportboote genutzt.[3]

Zwar wurde um 1970 das bisherige Bahnhofsgebäude grundlegend neugestaltet, wobei ein großer Teil des einstigen Charmes dem schmucklosen, rein zweckdienlichen Zeitgeist weichen musste, der Niedergang des Eisenbahnknotenpunktes Norden erreichte nach Schließung des Bahnbetriebswerks und der Einstellung des Personenverkehrs zwischen Norden und Esens auf der Ostfriesischen Küstenbahn am 28. Mai 1983 dennoch seinen vorläufigen Höhepunkt.[4] War der Norder Bahnhof bis dahin noch Ausgangspunkt für Züge, die die Küstenbahn über Esens in Richtung Sande befuhren, so wurde er danach zu einer reinen Durchgangsstation zwischen Emden und Norddeich. Das Teilstück zwischen Dornum und Esens wurde abgebaut und als Radweg genutzt. Der Personenverkehr zwischen Norden und Esens wurde seither ausschließlich von Omnibussen bedient. Bis 1989 wurde die Strecke Norden–Dornum vereinzelt noch von Güterzügen befahren, anschließend wurde die Strecke an die Anliegergemeinden verkauft.

Der 1987 gegründete Verein Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland erreichte 1990 einen Mietvertrag über den alten Lokschuppen mit der Deutschen Bundesbahn und führte ihn wieder seinem ursprünglichen Zweck, der Unterstellung und Wartung von Eisenbahnen, zu.[3] Das Gebäude des Güterbahnhofs wurde im Zuge des Bahnhofsneubau in den Jahren 2006 bis 2007, bis auf einige technische Anlagen, abgerissen. Mit dem Bau dieser modernen Eisenbahnstation wurde auch mit der Errichtung eines vorgelagerten zentralen Omnibusbahnhofs begonnen. Nach kurzer Bauzeit wurde der Neubau schließlich Anfang 2007 fertiggestellt und im April des Jahres von Bürgermeisterin Barbara Schlag eingeweiht.[5] Der Bau verzögerte sich aufgrund erhöhter Altlasten im Boden und schlechtem Wetter insgesamt um etwa einen Monat: Die Deutsche Bahn betrieb hier einst eine Waschanlage, zudem existierte hier lange Zeit eine Tankstelle, über die Schadstoffe in den Erdboden gelangt waren.[6]

Luftbildaufnahme von Süderneuland (1983) mit dem alten Bahnhof im unteren (linken) Bereich.

Das alte Bahnhofsgebäude wurde zwar mit der Einweihung der neuen Bahnhofsanlagen aufgegeben, blieb jedoch noch bis zum Frühjahr 2011 erhalten, da sich hier noch wichtige bahntechnische Einrichtungen befanden. Nach jahrelangem Leerstand ohne Nutzung war es allmählich zu einer unansehnlichen Ruine verkommen, wurde schließlich abgerissen und durch den Neubau einer Gewerbeimmobilie (Tierbedarfsladen Fressnapf) ersetzt.[7] Ein sich ebenfalls im südlichen Bereich des Norder Bahnhofs befindliches Stellwerksgebäude, das unter Denkmalschutz steht, wurde an einen privaten Käufer veräußert und wird zurzeit renoviert.

Altes Stellwerk

Das Alte Stellwerk ist ein denkmalgeschütztes Baudenkmal an der Bahnhofstraße in Norden-Süderneuland II. Es wurde um 1880 errichtet und diente viele Jahre der Steuerung des Bahnbetriebs am Norder Bahnhof, bis es mit dem Bahnhofsneubau und Abriss des alten Bahnhofs ebenfalls seine Funktion verlor und 20 Jahre leer Stand. Bis 2022 wurde es erweitert, umgebaut und umfassend saniert und dient seitdem als Bürogebäude mit 120 m² Nutzfläche für ein Norder Logistikunternehmen. Einige historische Elemente, die noch an die Einsenbahnvergangenheit des Gebäudes erinnern, konnten bei der Entkernung erhalten bleiben.[8]

Galerie

Bahngelände und Hauptgebäude

Ehemaliges Stellwerk

Einzelnachweise

  1. Gerdes, Ute (2018): 200 Jahre Orsteil Nadörst (Online-Veröffentlichung)
  2. Preußische Grundkarte von ca. 1895 (Erste Landesaufnahme)
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Internetseite des MKO e.V., abgerufen am 7. Oktober 2021
  4. Geschichte der Westbahn, abgerufen am 1. Juni 2021
  5. Norden-Norddeich, Sehenswürdigkeiten auf Greetsiel.de, abgerufen am 26. April 2021
  6. Online-Bericht der Ostfriesen-Zeitung vom 26. Juli 2004, abgerufen am 26. April 2021
  7. Online-Bericht der Ostfriesen-Zeitung vom 2. März 2011, abgerufen am 26. April 2021
  8. Ostfriesischer Kurier, 25. Oktober 2022

Siehe auch