Brauerei Doornkaat

Aus Norder Stadtgeschichte
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Brauerei Doornkaat

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Basisdaten
Gründung 1882
Auflösung um 1940
Rechtsform Aktiengesellschaft (AG)
Hauptsitz Brauhausstraße

26506 Norden

Die Brauerei Doornkaat war eine zunächst eigenständige, dann unmittelbar zum Unternehmen Doornkaat gehörige Brauerei in Westgaste. 1922 wurde sie an die Bavaria Brauerei aus Altona verkauft und ein Jahr später geschlossen. Heute erinnert (nur) noch der Name Brauhausstraße an sie, sämtliche Überreste sind verschwunden.

Geschichte

Die Brauerei wurde 1882 durch Hermann ten Doornkaat Koolman und Jacobus ten Doornkaat Koolman, den beiden jüngeren Brüdern von Jan ten Doornkaat Koolman III. gegründet.[1] Bereits in den 1840er Jahren hatte sich das Familienunternehmen an der Produktion von Braunbier versucht, war jedoch durch scharfe Konkurrenz daran gescheitert und stellte das Brauen bereits 1851 wieder ein.[2] Über 30 Jahre später wagte man schließlich einen neuen Versuch mit klassischem Hellbier nach bayerischer Brauart.

Nach zweijähriger Bauzeit konnte die Bierproduktion am 1. Januar 1884 auf dem gut vier Hektar großen Areal in Westgaste aufgenommen werden.[1][3] Das Geschäft entwickelte sich schnell und gut, bei Ausstellungen in Hannover 1884, in Wittmund 1887 und 1890 in Bremen und Lüttich brachten ihre Produkte den ersten Preis ein, was für eine hohe Qualität des Bieres sprach.[1] Tatsächlich wurde bereits der Standort in Westgaste vor allem wegen der dort herausragenden Trinkwasserqualität gewählt.[3] Gebraut wurde schließlich nach bayerischer Brauart. Die Produkte fanden auch im Ausland Anklang und die Brauerei betrieb mindestens eine Zweigstelle in Wilhelmshaven.[4] Über diese Zweigstelle gelangte das Produkt wohl auch an die dort stationierten Matrosen, die auch 1900 beim sogenannten Boxeraufstand in China eingesetzt waren.[5] Die Brauerei erhielt daraufhin zahlreiche Postkarten von Soldaten, teils als Danksagung und Lob, teils als Bestellung.[5][6] Ein Höhepunkt war vermutlich eine offizielle Bestellung über 60.000 Flaschen Bier vom deutschen Marinestützpunkt Kiautschou in China, das damals unter Kontrolle des Deutschen Reichs stand.[6]

Trotz anfänglicher Erfolge wirtschafteten die Inhaber nicht besonders gut, sodass die Brauerei zum 12. Dezember 1899 mit der Brennerei des älteren Doornkaat-Bruders verschmolz. Man firmierte nun gemeinsam als Doornkaat Brennerei und Brauerei Aktiengesellschaft. Insbesondere die Kühlung des Bieres erforderte große Schwierigkeiten und Investitionen. Der Import von Eis aus Skandinavien verschlang jährliche große Mengen Geld.[3] An eine Stromversorgung war seinerzeit noch nicht zu denken; sie hielt erst ab 1914 in Norden Einzug.

Letztlich brachte die Fusionierung der Brauerei große Vorteile und bereits im ersten Geschäftsjahr verzeichnete man einen gemeinsamen Reingewinn von 172.425 Mark. Um die Angestellten am Erfolg zu beteiligen, richtete man 1900 eine Betriebskrankenkasse ein. Eine für damalige Zeiten äußerst wohltätige Geste.[1]

Der Erste Weltkrieg verpasste dem Unternehmen jedoch einen schweren Schlag, ein großer Teil der Belegschaft wurde zum Kriegsdienst verpflichtet. Die Bierproduktion kam dadurch gänzlich zum Erliegen. Erst 1921 konnte man diese wieder aufnehmen, doch arbeitete die Brauerei längst nicht mehr rentabel. Ein Jahr später veräußerte man sie daher gewinnbringend für 1,675 Millionen Mark an die Bavaria Brauerei aus Altona (heute Stadtteil von Hamburg).[1] Der Erlös wurde sogleich für dringend benötigte Investitionen in der Brennerei umgesetzt.[7]

Ein Großteil der Produktion in Norden wurde 1923 eingestellt, gänzlich zum Erliegen kam sie kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs.[4][8] Der Schornstein wurde am 19. April 1943 gesprengt, womit das endgültige Ende der Brauerei besiegelt wurde.[8] Die letzten Überreste der Brauerei verschwanden zwischen 1969 und 1970. Seitdem erinnert nur noch der Name Brauhausstraße an die alte Brauerei.

Gebäude

Zur Brauerei gehörten folgende Gebäude: Ein Wohngebäude für den Hausmeister, ein Kontor mit Fuhrwerkswaage, eine Mälzerei mit Malztenne und Darre, einen Kohleschuppen, ein Kesselhaus mit Schornstein, eine Trebertrocknerei, einen Wasserturm, ein Sudhaus mit Maischbottichen, eine Schmiede, einen Maschinenraum mit darüber befindlichen Wohnungen, ein bedeckter Hofraum mit Abfüllkeller, eine Kellerei mit drei langen und vier kürzeren Lagerkellern, einen Gärkeller, vier Eiskeller von insgesamt 1.900 Quadratmetern Fläche, ein Stallgebäude mit drei Kutscherwohnungen und Raum für 16 Pferde (jeweils mit Geschirr- und Futterkammer), ein massiver Schweinestall für bis zu 100 Schweine, ein Holzschuppen für Bierwagen sowie ein Gebäude mit Binnenhof, in dem sich eine Tischlerei, eine Schlosserei, eine Küferei und eine Wohnung für den Braumeister befanden.[5]

Produkte

  • Doornkaat-Bräu
  • Amor-Bräu
  • Iltis-Bräu: Im Jahre 1900 aus Anlass des Boxeraufstandes in China herausgebracht. Es war für den Vertrieb im Ausland bestimmt.Jo

Sonstiges

In Woerls Reiseführer durch Norden aus dem Jahre 1891 heißt es: "In der bereits erwähnten Westgaste ist die große bayerische Bierbrauerei von H. und J. ten Doornkaat Koolman äußerst interessant. Ihr Bier genießt eines verdienten und weitverbreiteten Rufes und wurde dasselbe auf der Hannöverschen Brauereiausstellung mit dem ersten Preis gekrönt."[9]

Galerie

Gebäude

Produkte und Werbung

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 79
  2. Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 28
  3. 3,0 3,1 3,2 Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 76
  4. 4,0 4,1 Angabe beim Biermuseum Delmenhorst, abgerufen am 11. Juni 2021
  5. 5,0 5,1 5,2 Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 77
  6. 6,0 6,1 Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 78
  7. Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 93
  8. 8,0 8,1 Sanders, Adolf (1999): Norden - wie es früher war, Gudensberg, S. 51
  9. Brückner, Annemarie / Gerdes, Edo (1984): So war es damals. Bilder aus dem alten Norden, Leer, S. 121

Siehe auch