Frisiamühle

Aus Norder Stadtgeschichte
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Frisiamühle

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Basisdaten
Entstehungszeit 1888 (1700, 1733)
Erbauer Haye Uden
Bauweise Galerieholländer
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage In der Gnurre 40

26506 Norden

Die Frisiamühle (historisch auch: Ahtens Mühle, Gnurremühle, Graupenmühle, Schmertmanns Mühle und Bos'sche Mühle) befindet sich heute auf dem Gelände des Norder Tors. Es handelt sich um einen etwa 30 Meter hohen Galerieholländer, der gemeinsam mit der baugleichen Deichmühle das südliche Stadtbild dominiert und eines der Wahrzeichen der Stadt ist. Bis zu seiner teilweisen Versiegelung lag die Mühle unmittelbar am Ufer des Fehnkanals, der hier in das Norder Tief mündete.

Von 1934 bis 1971 wurde die seinerzeit flügellose Mühle als Kornhaus Weerda als großer Kornspeicher genutzt, dem ein großer Anbau angegliedert war. 1991 wurde sie durch den Förderverein Norder Windmühlen wieder aufgebaut und ist bis heute theoretisch funktionsfähig, verfügt allerdings über keinen Mahlgang.

Geschichte

Die Geschichte der Mühle begann am 31. Januar 1700, als Fürst Georg Albrecht aus dem Hause Cirksena, Fürst von Ostfriesland, dem Norder Haye Uden gegen eine jährliche Zahlung von 24 Reichstalern die Konzession zum Bau und Betreiben einer Pelde- und Gerstenmühle erteilte.[1] In früheren Jahren war die Zulassung einer Mühle vom Landesherren zu erteilen, da diesem das Privileg zum Errichten und Betreiben einer Windmühle oblag. Man bezeichnete dies auch als Mühlenzwang. Als Pelden bezeichnet man den Vorgang des Schälens von Roggen oder Gerste.

1733 brannte die Mühle, zu der Zeit im Besitz von Johann Schmertmann, nieder und wurde daraufhin vermutlich als Galerieholländer wieder aufgebaut.[2][3] 1743 erweiterte Fürst Carl Edzard das Peldeprivileg auf das Anlegen eines Mahlganges.[4] In der Zeit um 1850 wurde die Mühle auch als Graupenmühle bezeichnet, da hier zu dieser offenbar vor allem Graupen, also Nährmittel aus geschälten, polierten Gersten- oder Weizenkörnern, gemahlen wurden.[5]

Seit 1855 war die Mühle im Besitz von Johannes Bos.[6] Irgendwann zwischen 1861 und 1863 brannte die Mühle durch Blitzschlag erneut ab, wurde jedoch bis 1864 darauf wieder aufgebaut.[7][8] Schon am 13. August 1886 brannte sie nach einem Sommergewitter wieder und wurde daraufhin bis 1888 neu aufgebaut.[6][9][10] Zu dieser Zeit soll der Eigentümer, der sie von Bos übernommen hatte, Meyer geheißen haben.[11] Ein Augenzeuge des Brandes wurde der damalige Norder Bürgermeister Johannes Adalbert König, der gerade erst sein Amt angetreten hatte. Beeindruckt von diesem Ereignis und der Ungeordnetheit der Löschmaßnahmen beschloss er die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr unter Führung des angesehenen Jan ten Doornkaat Koolman III.[12]

Als neuer Besitzer der Mühle trat nun Ludwig Johann Ahten in Erscheinung.[6] Spätestens ab 1906 erweiterte er die Mühle um einen Blitzableiter und versicherte sie bei der Mühlenbrand-Societät für Ostfriesland und Harlingerland (Brandversicherung für Mühlen) mit einer Versicherungssumme von 27.700 Goldmark, das dazugehörige Wohnhaus mit weiteren 3.333 Goldmark.[13]

1929 wurde die Mühle bis auf den steinernen Unterbau abgebrochen, nachdem der Ahten aufgrund der Weltwirtschaftskrise in eine finanzielle Notlage geriet.[6][14] 1934 erwarb Albert Johann Weerda den Mühlenstumpf und baute diesen 1935 zu Kornlagerzwecken um. Fortan war die (einstige) Mühle auch als Kornhaus Weerda bekannt. Mitte der fünfziger Jahre baute Weerda an der Ostseite des Steinstumpfes ein großes Packhaus, das jedoch schon 1986 wieder abgerissen wurde.[15] Der Betrieb im Kornhaus wurde bereits 1971 eingestellt.[6]

Ab 1984 setzte sich der Förderverein Norder Windmühlen für den Wiederaufbau der Mühle ein, der auch 1986/1987 gelang.[14][16] Dem Verein gelang es, den vollständigen Oberbau wieder herzurichten. Die Mühle ist bis heute theoretisch funktionsfähig, verfügt jedoch über kein Mahlwerk. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und fortwährendem Mitgliederschwund musste sich der Verein im Jahr 2019 auflösen.[16]

Seit 2011 befindet sich ein kleiner Kunst- und Handwerksladen im vorderen, unteren Teil der Mühle (Wallys Schatzkästchen), der restliche Teil wird weitestgehend von einer Dauerausstellung über das tradtionelle Backhandwerk eingenommen. Im Obergeschoss befindet sich sogar eine historische Backstube. Noch bis in die 2000er Jahre war hier ein Muschel- und Schneckenmuseum ansässig, das gut 850 Exemplare aus allen Weltmeeren präsentierte.[17]

Trivia

Ab etwa 1794 bis nach dem Zweiten Weltkrieg verlief der Berumerfehnkanal noch unmittelbar um die Mühle.[18]

Gretje Schreiber geht davon aus, dass die Mühle zwischen 1771 und 1882 von Johann Schmertmann und seinen Nachkommen bewirtschaftet wurde.[19] Demnach muss es mehrere Personen mit diesem Namen gegeben haben, denn Schmertmann wird schon 1733 als Eigentümer der Mühle genannt.

Galerie

Einzelnachweise

  1. StAA, Rep. 37, Nr. 1426
  2. StAA, Rep. 4, B IV i, Nr. 271 c u. Rep. 4, B IV i, Nr. 271 f
  3. Schreiber, Gretje (2017): Der Norder Hafen. Geschichte, Schifffahrt und Handel, Aurich, S. 118
  4. StAA, Rep. 5, Nr. 919
  5. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 14
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 154
  7. Beschreibung der Frisiamühle auf Waymarking.com
  8. Brückner, Annemarie / Gerdes, Edo (1984): So war es damals. Bilder aus dem alten Norden, Leer, S. 7
  9. StAA, Dep. 71, Nr. 9, S. 25
  10. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 152
  11. Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 154
  12. Archiv der Feuerwehr Norden, abgerufen am 25. Februar 2021
  13. Auszug aus dem Register von 1906 der Mühlenbrand-Societät für Ostfriesland und Harlingerland
  14. 14,0 14,1 Schreiber, Gretje (2017): Der Norder Hafen. Geschichte, Schifffahrt und Handel, Aurich, S. 253
  15. Schweling, Thorsten (1993): Die Geschichte der Norder Gnurremühle, in: Heim und Herd, Beilage zum Ostfriesischen Kurier vom 30. Oktober 1993, Nr. 10, S. 37ff.
  16. 16,0 16,1 Online-Artikel der Ostfriesischen Zeitung vom 25. Februar 2019
  17. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 97
  18. Preußische Grundkarte von ca. 1895 (Erste Landesaufnahme)
  19. Schreiber, Gretje (2017): Der Norder Hafen. Geschichte, Schifffahrt und Handel, Aurich, S. 202

Siehe auch