Wirtschaftsbetriebe der Stadt Norden

Aus Norder Stadtgeschichte
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Wirtschaftsbetriebe der Stadt Norden

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Basisdaten
Gründung 15. Mai 1973
Auflösung -
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
Hauptsitz Feldstraße 10

26506 Norden

Die Wirtschaftsbetriebe der Stadt Norden GmbH sind ein kommunales Dienstleistungsunternehmen, deren Eigentümer bzw. einziger Gesellschafter die Stadt Norden ist. Zu den Unternehmensleistungen gehören als Grundversorger die Versorgung mit Strom, Erdgas, Fernwärme und Trinkwasser. Mehrere Jahre wurde auch Fernwärme geliefert. Die Wirtschaftsbetriebe betreiben zudem die Bäder der Stadt Norden (Ocean Wave und Frisia Bad) und sind verantwortlich für den Tourismus. Sie haben ihren Sitz im ehemaligen Norder Krankenhaus an der Feldstraße.

Geschichte

Die Stadtwerke wurden ursprünglich als Eigenbetrieb von der Stadtverwaltung geführt; der Dienstsitz befand sich im Rathaus, eine Nebenstelle am Gaswerk. Im Jahr 1966 wandelte die Stadt das durch die Fertigstellung des Kreiskrankenhauses überflüssig gewordene Städtische Krankenhaus an der Feldstraße als neuen Dienstsitz für die Stadtwerke um.

Am 19. Dezember 1972 wurde die Kurbetriebs GmbH als Nachfolger des Zweckverbands zur Förderung des Bade- und Fremdenverkehrs in Norden-Norddeich gegründet. Am 15. Mai 1973 wurde der bestehende Eigenbetrieb Versorgung in die Stadtwerke Norden GmbH umgewandelt. Gleichzeitig wurden die Wirtschaftsbetriebe der Stadt Norden GmbH gegründet, auf die die Anteile der beiden GmbHs übertragen wurde und die als Holding fungierte. Die Gesellschaft wuchs 1976 durch die Erweiterung des Konzessionsgebietes für Wasser in Hage und 1983 durch eine Erweiterung des Konzessionsgebietes für Strom. Im Jahre 1984 erfolgte der Umbau und die Erweiterung des Verwaltungsgebäudes an der Feldstraße.

Im Jahr 2004 erfolgte eine Reorganisation: Die Kurbetriebs GmbH und die Wirtschaftsbetriebe der Stadt Norden GmbH wurden in die Stadtwerke Norden GmbH fusioniert. Die Stadtwerke Norden GmbH firmierte wiederum um und erhielt den neuen (alten) Namen Wirtschaftsbetriebe der Stadt Norden GmbH. Die Stadtwerke treten seitdem jedoch weiterhin als Dienstleistungsmarke mit eigener Website auf.

2014 verkalkulierten sich die Geschäftsführer bei einer geplanten Netzübernahme und führten das Unternehmen dadurch in den Konkurs. Mit finanzieller Hilfe der Stadt und neuer Geschäftsführung konnten die Wirtschaftsbetriebe jedoch gerettet werden.[1]

Gasversorgung

1896 wurde das Gaswerk (auch Gasanstalt genannt) errichtet, das zunächst jedoch nur die Straßenbeleuchtung mit Stadtgas versorgte. Da die Nachfrage nach einer Gasversorgung für den privaten Haushalt immer weiter stieg, wurden das Gasnetz 1907 erweitert. Erst im Jahr 1967 begann die Erdgasversorgung in der Stadt, die das Stadtgas ablöste.[2] An das ehemalige Gaswerk erinnert heute nur noch die danach benannte Gaswerkstraße, wobei sich das Werk selbst an der Schlachthausstraße, gegenüber des Schlachthofs, befand.

2001 wurde die Erdgastankstelle an der Landstraße in Lütetsburg errichtet, die sich unmittelbar an der Stadtgrenze zu Norden in Bargebur, an der Schnittstelle zur Heerstraße befindet.

Stromversorgung

1913 trat die Stadt Norden, einhergehend mit dem Bau des Norder Krankenhauses in Verhandlungen mit der Firma Siemens, die 1909 ein Torfkraftwerk in Wiesmoor errichtete hatte, um einen Anschluss an die Elektrizitätsversorgung zu erhalten.[2][3] Die Verhandlungen waren intensiv und langwierig, letzten Endes jedoch erfolgreich. Am 10. März 1914, gerade mal vier Monate vor Beginn des Ersten Weltkriegs, erhielt Norden den Anschluss an das Stromnetz.[2][4] Am 5. Juni 1914 wurde die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) mit der Installation der innerstädtischen Kabel beauftragt. Die Kosten hierfür beliefen sich auf 70.320 Mark.[4] Direkt zu Beginn meldeten bereits 400 Norder Haushalte einen Anschlussbedarf an.[2]

Zum 1. Oktober 1915 wurden durch die Stadt auch die Übergabestationen im Stadtgebiet und die Umspannwerke zum Anschluss an das Avacon-Netz übernommen.[5] Im Folgejahr gab es bereits 438 Anschlüsse, über die 4.420 Lampen und 25 Motoren gespeist wurden. Wegen des fortschreitenden Krieges verlangsamte sich der weitere Ausbau jedoch zunächst.[6]

Nach dem Krieg verbesserte sich die Wirtschaftslage, abgesehen von der Inflation, langsam aber sicher. 1925 übernahmen die Stadtwerke die von der Firma Siemens errichteten Transformatoren.[5] Am 1. Oktober 1943 erfolgte durch Übertragung der Verträge die Versorgung über die EWE.[2] Zwischen 1950 und 1955 konnte die Spannung durch einen weitere Investitionen von 5 auf 20 Kilovolt umgestellt werden. Parallel dazu wurde das Netz weiter ausgebaut und auch die Norder Außenbezirke an das Stromnetz angeschlossen.[7]

Das Stromnetz wurde kontinuierlich ausgebaut. Im Jahr 1983 übernahmen die Stadtwerke die Konzession und das Stromnetz für bzw. in der Ostermarsch für 2,1 Millionen DM und begannen mit der Eigenproduktion von Strom. So wurde erstmals ein Blockheizkraftwerk errichtet. Mittlerweile betreiben die Stadtwerke elf Blockheizkraftwerke im gesamten Stadtgebiet, eins davon befindet sich im Ocean Wave, ein weiteres im ehemaligen Kessel- und Maschinenraum der Firma Doornkaat. Am 2. Dezember 1987 wurde der erste unter dem Namen Nörder Windloopers bekannte Windpark am Fledderweg eröffnet. Gebaut wurden fünf Windkraftanlagen zu je 55 kW für rund 1,1 Millionen DM. Der Windpark wurde Anfang 2019 nach 31 Jahren abgebaut.[8] Seit 2003 existiert jedoch ein weiterer, durch die Stadtwerke betriebener Windpark am Marschweg in Ostermarsch.[9]

Wasserversorgung

Pläne für den Bau einer öffentlichen Wasserversorgung existierten seit 1905.[10] Erst am 30. Juni 1938 erfolgte jedoch der erste Spatenstich zum Bau eines Wasserwerks an der Hager Bahnhofstraße mit geplanten Kosten von 600.000 RM, verlegt wurden ca. 24 Kilometer Wasserrohre.[2][10] Am 2. August 1939 erfolgte die planmäßige Inbetriebnahme.[11] Zur gleichen Zeit wurde der Wasserturm in Westgaste erbaut. Bis zur Installation eines öffentlichen Wassernetzes bedienten sich die Norder am Regenwasser, das sie in Zisternen sammelten sowie an privaten und öffentlichen Brunnen. Letztere wurden von den Anliegern unterhalten und betrieben und 1895 schließlich von der Stadt übernommen.[12] Die Qualität des Wassers war gut und das Wasser weich genug, um hervorragenden Tee daraus zu kochen, sodass man sich bis dahin mit diesem Umstand begnügte. Auf Drängen der Wehrmacht, die in Tidofeld eine Kaserne errichtete und dies auch in Norden plante, wurde schließlich der Bau fokussiert. Ein weiterer Grund war die Hoffnung auf Ansiedlung größerer Gewerbebetriebe, die die Stadt wegen der fehlenden Wasserversorgung mieden.[10] Zudem kam es in den 1930er Jahren zu gehäuften Paratyphus-Fällen, deren Ursache vor allem in der fehlenden Hygiene bei der Wasserversorgung gesehen wurde.[13] Pläne, das Wasser vom Reichswasserverband zu beziehen, scheiterten, da alle finanziellen Mittel für die Aufrüstung benötigt wurden, sodass die Stadt das Projekt selbst in Angriff nahm.[14]

Zu Beginn des Rohrleitungsbaus mussten viele Randgebiete der Stadt wegen Materialmangels noch ohne einen Anschluss an das Netz auskommen. Stattdessen richtete man 25 öffentliche Zapfstellen ein, an denen die Bewohner kostenlos Wasser beziehen konnten. Erst 1959 begann man, das Netz weiter auszubauen, da die knappen Haushaltsmittel bis dahin vorrangig für die Behebung von Kriegsschäden und den Wiederaufbau aufgewendet werden mussten.[15] 1964 hatte das Wassernetz dann allerdings bereits eine Länge von fast 83 Kilometern erreicht.[10] Im Jahr 1969 musste das Wasserwerk in Hage durch die gestiegenen Abnahmemengen erweitert werden, im Jahr 1975 erfolgte ein Neubau des Wasserwerks am alten Standort. Dieser war Basis für die Übernahme der Wasserversorgung in Hage. Am 29. April 1976 erfolgte die feierliche Eröffnung des neuen Wasserwerks, am 10. Mai 1976 wurde der erste Konzessionsvertrag zwischen den Stadtwerken und der Samtgemeinde Hage zur Wasserversorgung geschlossen.[2]

Fernwärme

Durch die 1983 errichteten Blockheizkraftwerke wurde auch das zu den Wirtschaftsbetrieben gehörende Norddeicher Wellenbad mit Fernwärme versorgt wurde. 1988 werden weitere Fernwärmeleitungen nach Norddeich verlegt. 1995/1996 wird das Leitungsnetz erweitert und nun auch die Norder Altstadt mit Fernwärme versorgt.

Seit April 1999 bestand im ehemaligen Kessel- und Maschinenraum der Brennerei Doornkaat ein erstes Holzhackschnitzelwerk. Die Stadtwerke betrieben hier zwei Holzheizkessel mit einer Gesamtleistung von 4.800 kW. Seinerzeit war es das größte derartige Kraftwerk in Niedersachsen. Das Werk ermöglichte die ökologisch sinnvolle Verbrennung und Umwandlung zu Energie von ansonsten ungenutzten Holzhackschnitzeln, einem Abfallprodukt der Holzindustrie.[16] 2003 wurde ein weiteres Holzhackschnitzelwerk am Lehmweg in Betrieb genommen. Von hier aus wurde der nördliche Stadtteil mit Fernwärme versorgt.[9]

Ende Dezember 2018 stellten die Stadtwerke den Betrieb des Fernwärmenetzes ein, da sich der weitere Betrieb wirtschaftlich nicht mehr lohnte.[17]

Tourismus

Die zarten Anfänge des Fremdenverkehrs in Norden sind zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu suchen. 1813 bot ein Roolf W. Seeberg in bzw. am Norddeich (damals noch ein winziger Ortsteil der Gemeinde Lintelermarsch) kalte und warme Getränke in seinem Seebergskrug an. 1905 gründete eine Gruppe von Bürgern den Kurverein Norden-Norddeich. 1962 erfolgte die Umwandlung in einen Zweckverband, sodass die Stadt Norden und die Gemeinde Lintelermarsch fortan die Aufgaben des Vereins gemeinsam übernahmen.

1967 wurde die erste Strandhalle auf dem Deich durch den Zweckverband gebaut. 1972 wurde aus dem Zweckverband die Kurbetriebs GmbH. Hermann Poppen wurde erster Geschäftsführer und Kurdirektor. Der Sitz der Gesellschaft war zunächst im alten Rathaus der Lintelermarsch am Hattermannsweg 4 in Norddeich.

Nachdem Norddeich im Jahr 1974 als Küstenbadeort ausgezeichnet wurde, begann im Jahr 1975 der Bau des Haus des Gastes. Die Fertigstellung erfolgte ein Jahr später. Das Haus wurde zunächst in Eigenbewirtschaftung betrieben. 1986 wurde das neue Kurverwaltungszentrum am Dörper Weg eröffnet. 1991 entstand die Touristinformation in der wiedererrichteten Dritten Schwester am Marktplatz. 1996 wurde das Haus des Gastes im Rahmen eines Umbaus neu gestaltet und verpachtet. 2005 erfolgte ein Umzug der Touristinformation Norden in den neu gestalteten Marktpavillon. Seit 2018 befindet sich diese aus Kostengründen im alten Norder Rathaus. Offiziell werden auch Synergieeffekte angegeben; man erhofft sich, dass Informationssuchende zugleich auch das dort befindliche Heimat- und Teemuseum besuchen.

Einzelnachweise

  1. Stadtwerke Norden (2021): Zeitreise in Text und Bild. 125 Jahre Stadtwerke Norden, Norden, S. 15
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Geschichte der Stadtwerke Norden, abgerufen am 14. April 2021
  3. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 16
  4. 4,0 4,1 Stadtwerke Norden (2021): Zeitreise in Text und Bild. 125 Jahre Stadtwerke Norden, Norden, S. 3
  5. 5,0 5,1 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 295
  6. Stadtwerke Norden (2021): Zeitreise in Text und Bild. 125 Jahre Stadtwerke Norden, Norden, S. 4
  7. Stadtwerke Norden (2021): Zeitreise in Text und Bild. 125 Jahre Stadtwerke Norden, Norden, S. 9
  8. Bericht über die Schließung des Windparks vom 21. Januar 2019, abgerufen am 13. April 2021
  9. 9,0 9,1 Internetseite der Stadtwerke Norden (Abschnitt "Umwelt"), abgerufen am 14. April 2021
  10. 10,0 10,1 10,2 10,3 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 294
  11. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 34
  12. Stadtwerke Norden (2021): Zeitreise in Text und Bild. 125 Jahre Stadtwerke Norden, Norden, S. 5
  13. Stadtwerke Norden (2021): Zeitreise in Text und Bild. 125 Jahre Stadtwerke Norden, Norden, S. 6
  14. Stadtwerke Norden (2021): Zeitreise in Text und Bild. 125 Jahre Stadtwerke Norden, Norden, S. 7
  15. Stadtwerke Norden (2021): Zeitreise in Text und Bild. 125 Jahre Stadtwerke Norden, Norden, S. 10
  16. Stadtwerke Norden: Das Holzhackschnitzel-Heizwerk im "Doornkaat"-Gebäude (Broschüre) (Link)
  17. Online-Bericht der Ostfriesen Zeitung vom 4. Januar 2019, abgerufen am 14. April 2021

Siehe auch