Jan ten Doornkaat Koolman (1815)

Aus Norder Stadtgeschichte
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Portraitaufnahme (unbekanntes Datum).

Jan ten Doornkaat Koolman II. (* 1. Oktober 1815 in Norden; † 17. April 1889 ebenda) war von 1846 bis 1876 gemeinsam mit seinem Bruder Fiepko Geschäftsführer der Firma Doornkaat. Als begeisterter Pomologe (Obstkundler) legte er den pomologischen Garten bei Nadörst an, unterstützte den Aufbau einer Ackerbauschule sowie einer Diakonissenstation und setzte sich auch sonst sehr für die Belange der Stadt Norden und seiner Bewohner ein.

Auch politisch war ten Doornkaat Koolman aktiv und bekleidete mehrere Ämter auf regionaler und überregionaler Ebene. Unter anderem war er einer der Hauptmänner der Bürgerwehr unter Kommandant Arend Wilhelm Steinbömer.

Leben

Jan ten Doornkaat Koolman II. wurde 1815 als Sohn seines gleichnamigen Vaters und dessen Ehefrau Jeikelina in Norden geboren. Sein Vater war der Gründer der Brennerei Doornkaat. Nachdem er mit 16 Jahren das Ulrichsgymnasium verließ, absolvierte er eine Buchbinderlehre, die er 1835 beendete. Jan, der sich mehr den geistigen Dingen als dem Firmengeschäft verbunden fühlte, äußerte den Wunsch, nach Halle zu ziehen, um dort in einer Buchhandlung zu arbeiten. Seine Eltern verweigerten ihm diesen Wunsch und forderten seinen Einstieg in das Familienunternehmen, in das er 1836 schließlich auch eintrat.

1846 zog sich sein Vater aus dem Firmengeschäft zurück und übertrug Jan und seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Fiepko die Geschäftsführung. Trotz seines ursprünglichen Wunsches, einen anderen Berufsweg zu gehen, zeigte er großes wirtschaftliches Geschick. Allein in den beiden ersten Jahrzehnten der Nachfolger des Firmengründers, also im Zeitraum von 1846 bis 1876, verzehnfachte sich die Jahresproduktion von 1.560 auf 15.000 Hektoliter. Die Brüder bauten die Fabrik systematisch aus und hielten sie auf dem neuesten Stand der Technik. Während der Bruder Fiepko für die praktisch-technische Seite des Betriebes zuständig war, widmete Jan sich der kaufmännischen Seite, womit beiden ihre persönlichen Fähigkeiten zum Besten des Unternehmens einbringen konnten.

Am 24. Mai 1846 heiratete er die Tochter eines mennonitischen Kaufmannes, Menna Johanna Silomon. Das Ehepaar hatte neun Kinder, drei Söhne und sechs Töchter, von denen der als Nachfolger auserkorene, Sohn Jan im Deutsch-französischen Krieg fiel.

1848 wurde Jan Hauptmann der Bürgerwehr unter ihrem Kommandanten Arend Wilhelm Steinbömer.[1] Am 13. September 1853 verfasste er eine Denkschrift über die Weiterführung der (noch im Bau befindlichen) Eisenbahn von Emden über Norden - Esens - Varel - Oldenburg nach Bremen und setzte sich gemeinsam mit Steinbömer, dessen Unternehmen er 1869 vor dem Konkurs rettete, für einen Anschluss Nordens an das Eisenbahnnetz ein.[2][3] Es dauerte jedoch noch gut 30 Jahre, bis es dazu kam.

Seit 1864 war Jan ten Doornkaat Koolman Ehrenbürger der Stadt Norden. 1870 ernannte man ihn zum Kommerzienrat, 1887 zum Geheimen Kommerzienrat. Diese Ehrentitel wurden nur für besonders herausragende Stiftungen für das Gemeinwohl verliehen.

1879 setzte er sich gemeinsam mit Bürgermeister Johann Hillern Taaks dafür ein, dass die Ackerbauschule (heute Standesamt) ein eigenes Gebäude bekommt. Hierfür schenkte er ein östlich (links) vom ehemals fürstlichen Haus Blaue Pforte befindliche Grundstück.[4] Doornkaat hatte das Gebäude nebst Grundstück am 25. Dezember 1877 erworben.[5] Der angrenzende Jan-ten-Doornkaat-Koolman-Platz wurde später nach ihm benannt.

Nach dem Tod Fiepkos im Jahr 1876 wurde Jan alleiniger Inhaber der Firma, deren Grundbesitz er 1884 und 1885 noch einmal kräftig vergrößern konnte. Unter anderem erwarb er 1884 das spätere Gelände der Diakonissenstation an der Klosterstraße.[6] Als er 1886 mit einer großen Feier den 50. Jahrestag seiner Tätigkeit in der Firma beging, beschäftigte diese 100 Arbeiter und die Jahresproduktion betrug fast zwei Millionen Liter. Doornkaat war jetzt eine in ganz Deutschland bekannte Marke, die schließlich auch 1894 in das Warenzeichenregister als geschütztes Markenzeichen eingetragen wurde.

Dass man dem Jubilar an diesem Tag einen, wie der Ostfriesische Kurier schrieb, "fast endlosen Fackelzug" mit rund 700 Fackeln darbrachte und dass die ganze Stadt Norden mit Flaggen geschmückt war, war ein eindeutiger für das Ansehen und die Beliebtheit, die er sich erworben hatte. Tatsächlich war Jan ein menschenfreundlicher und wohltätiger Mann sowie bekennender Christ. In der Norder Mennonitengemeinde wirkte er, wie auch schon sein Vater, über viele Jahre als Diakon und Kirchenältester. Selber persönlich bescheiden, unterstützte er zahlreiche bedürftige Menschen.

Neben seinem sozialen und wirtschaftlichen Engagement setzte sich Jan auch politisch ein. Seit 1850 war er Senator, seit 1857 Bürgervorsteher. Von 1850 bis 1856 war er Mitglied der Zweiten hannoverschen Kammer (Ostfriesland gehörte seinerzeit zum Königreich Hannover), von 1869 bis 1870 gehörte er dem Reichstag des Norddeutschen Bundes an, von 1877 bis 1879 dem Deutschen Reichstag als Nationalliberaler. Für das preußische Abgeordnetenhaus hatte er 1867 allerdings erfolglos kandidiert. Dazu kamen weitere Aktivitäten und Mitgliedschaften: Er war korrespondierendes Mitglied des braunschweigischen Vereins für Land- und Forstwirtschaft, Mitglied des ostfriesischen Landwirtschaftlichen Vereins, Ausschussmitglied des deutschen Pomologen-Vereins und Vorstandsmitglied des hannoverschen Pomologen-Vereins.

Bereits früh interessierte er sich für Pflanzen und legte Gewächshäuser an, in denen er exotische Blumen und Wein zog. Insbesondere galt sein Interesse der Obstzucht, über deren Möglichkeiten unter den erschwerten ostfriesischen Bedingungen mit den salzigen Seewinden er seine Landsleute aufklären wollte. 1864 legte er in Nadörst einen pomologischen Garten an, in den er viel Geld investierte, ohne große Erfolge vorweisen zu können. 1870 veröffentlichte er diesbezüglich ein Buch über die Probleme der Apfelzucht in "einer der exponiertesten Gegenden Norddeutschlands", wie es im Titel hieß. Ein weiterer Niederschlag seiner naturwissenschaftlichen Interessen ist eine umfangreiche Naturaliensammlung. Sie wurde 1896 von seinem Sohn Hildebrand der Naturforschenden Gesellschaft in Emden, die der Vater schon zu Lebzeiten gefördert hatte, geschenkt. Sie war dann in den nach dem Sammler benannten Sälen des Museums der Gesellschaft ausgestellt.

Ebenso von Interesse war für Jan die Philosophie. 1865 veröffentlicht er ein Buch über die Unendlichkeit der Welt, in dem er gegen den Trend der modernen Naturwissenschaft die prinzipielle Unauslotbarkeit des Universums als göttliche Schöpfung betont. Am dauerhaftesten aber ist sein Name heute wohl mit der Leistung auf sprachwissenschaftlichem Gebiet verknüpft. So veröffentlichte er 1879 ein Wörterbuch der ostfriesischen, mittlerweile ausgestorbenen Sprache, das er ab 1862 gemeinsam mit einem Germanisten sowie einem jüdischen Lehrer erarbeitete. Mit seinem Eintritt in die Firma 1836 und der Zuständigkeit für die Geschäftsbeziehungen waren ausgedehnte Reisen durch ganz Ostfriesland und Kontakte mit unterschiedlichsten Schichten der Bevölkerung verbunden. Das Reisen war zu jener Zeit noch sehr viel gemächlicher und von Aufenthalten unterbrochen. Dadurch konnte der junge Geschäftsmann weite Einblicke in die Sprache der Ostfriesen erhalten und er lernte das Ostfriesische in allen seinen Färbungen und lokalen Besonderheiten, mit seinen Redensarten und Sprichwörtern kennen. Bis heute gilt dieses Wörterbuch als bedeutendstes seiner Art, wenngleich es vielfach wissenschaftlicher Kritik, insbesondere in Bezug auf Herleitungen bestimmter Wörter, ausgesetzt war. Es erfuhr aber nicht nur Kritik, sondern auch Anerkennung von wissenschaftlicher Seite. Das Freie deutsche Hochstift in Frankfurt am Main ernannte ten Doornkaat Koolman 1880 zu seinem Ehrenmitglied und Meister.

Am 17. April 1889 verstarb ten Doornkaat Koolman in der von ihm maßgeblich geförderte Diakonissenstation an Herzinsuffizienz nach etwa zweimonatigem Aufenthalt dort.[7] Seine Grabstätte befindet sich im Familiengrab der Familie Doornkaat auf dem Parkfriedhof in Ostlintel.

Einzelnachweise

  1. Behrends, Berend-Heiko (1969): Zwei Jahrhunderte Steinbömer Tabak, Norden, S. 35
  2. Daten zur Eisenbahnverbindung nach Norden / Norddeich und Sande, abgerufen am 1. Juni 2021
  3. Schuh, Friedrich (1997): Ostfriesische Landschaft. Geschichte der Familie Steinbömer, Aurich (Link)
  4. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 128
  5. Canzler, Gerhard (1989): Norden, Handel und Wandel, Norden, S. 248
  6. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 237
  7. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 238

Biographie

Siehe auch